Sie wurde von der Bayerischen MS-Stiftung jetzt im Wasserburger Cafesito mit dem Pflegepreis für pflegende Angehörige geehrt

Die Bayerische MS-Stiftung hat in diesem Jahr zum 17. Mal den mit 1.200 Euro dotierten Pflegepreis an pflegende Angehörige verliehen – in diesem Jahr ging der Preis für den Bezirk Oberbayern an eine Frau aus Wasserburg: Und zwar an Magdalena Haller (links im Bild). Die Übergabe fand jetzt im Cafesito am Bahnhofsplatz in Wasserburg statt.

Pflegende Angehörige leisten jeden Tag Großes für den pflegebedürftigen Menschen und stellen eigene Bedürfnisse dabei häufig zurück. Oft geschieht das im Stillen ohne große Anteilnahme der Öffentlichkeit.

Mit dem Pflegepreis der Bayerischen Multiple Sklerose Stiftung ist das anders: Er ehrt die Pflegenden nicht nur für ihre Leistung, sondern
rückt das Schicksal auch ins Bewusstsein einer breiteren Öffentlichkeit.

Unser Porträt der stillen Heldin …

Magdalena Hallers Sohn Tobias hat die MS-Erkrankung seit dem Jahre 1990. Kurz vor seinem Abitur wurde die Krankheit auf Grund eines ersten Schubes diagnostiziert, so ­dass er das Abitur im Rahmen einer Sondergenehmigung nachschreiben durfte.
Ab diesem Zeitpunkt verschlechterte sich die Krankheit immer mehr, wodurch er trotz Abitur nie einen Beruf oder ein weiterführendes Studium ausüben konnte.

Seit 2012 konnte er kaum noch ein paar Schritte mit Gehhilfen machen und ist mittler­weile seit etwa zehn Jahren vollständig auf den Rollstuhl angewiesen.
Vor knapp sechs Jahren erhielt er den Pflegegrad IV, die Pflegehilfe war dadurch durch sei­ne Mutter noch mehr gefragt als die vergangenen 25 Jahre zuvor

Da Magdalena auf Grund der Scheidung von ihrem Mann im Jahre 1998 sich alleine um ihren kranken Sohn kümmern musste, wurde sie als gesetzliche Betreuerin vor mehr als zehn Jahren eingesetzt.

Trotz der Schwierigkeiten eines selbständigen Lebens hat Magdalena versucht, dass Tobias in einer eigenen Wohnung sein konnte.
Dies bedeutete aber auch einen wesentlich größeren Aufwand der Betreuung, zumal Tobias zu dieser Zeit noch nicht von einem Pflegedienst versorgt wurde.

Vor allem sei­ne Mutter kümmerte sich darum, die Wohnung zu putzen, Tobias die Lebensmittel zu besorgen, ihm bei der Pflege zu helfen, die Wäsche zu waschen, bei Notrufen sofort zu kommen und alle notwendigen Hilfen bezüglich Behörden, Krankenkasse und Ärzte für ihn zu erledigen.

Nachdem ein Wohnen ganz ohne Betreuungsleistungen kaum mehr möglich war, erhielt Tobias im Jahre 2015 eine neue Wohnung in einer Wohnanlage mit „Betreutem Wohnen“ im Wasserburger Greinhof.

Hier wurde zumindest in der Früh sowie am frühen Abend eine Betreuung angeboten, die jedoch überhaupt nicht für die gesamte Betreuung und Pflege ausreichte. Außerdem wurde die Betreuung nur zwischen 7 bis 19 Uhr angeboten, so dass seine Mutter die restliche Zeit dafür abrufbereit für Hilfen sein musste. Trotz der Betreuung in der Früh und abends waren die Betreuungsleistungen seiner Mutter fast so umfangreich wie zuvor beim selbständigen Wohnen.

Lediglich die Körperpflege wurde während dieser Zeit etwas entlastet, wobei während der Nachtzeit bei Bedarf seine Mutter dafür einspringen musste. Auch die Koordination mit Ärzten, Behörden, Krankenkasse, Rehatechnik, Versicherungen, Bezirk Oberbayern und vieles mehr blieb ihr in dieser Einrichtung nicht erspart.

Nachdem Magdalena zwischenzeitlich ein Alter von 75 Jahren erreicht hatte, wollte sie für Tobias eine Unterkunft finden, in der er möglichst ganz versorgt wird. Leider gab es im Raum Wasserburg keine geeignete Unterbringung für jüngere MS-Patienten, so dass nur das Caritas-Altenheim St. Konrad im Mai 2020 in Frage kam und ihn auch aufnahm.

Dort wurde ihm ein Einzelzimmer mit Balkon angeboten, damit er zumindest – was die Wohnbedürfnisse anbelangt – eine gute Unterbringung erhielt. Leider ist natürlich die Altersgruppe im Altenheim nicht die, welche für Tobias altersgemäß sinnvoll wäre.

Jedoch die Pflegekräfte unterstützen ihn soweit es geht und seitens der Heimleitung wird ihm auch ein täglicher Ausgang in die Stadt gewährt. Somit kann Tobias mit sei­nem E-Rollstuhl trotz allem am Alltagsleben auch mit der MS-Gruppe teilnehmen.

Seine Mutter Magdalena ist auf Grund der jetzigen Unterbringung wesentlich entlastet, wobei sie nach wie vor die Betreuung inne hat und auch viele Dinge noch erledigen und koordinieren muss, bei denen das Altenheim überfordert wäre.
Jährlich ist Tobias meist zwei Mal für drei bis vier Wochen in der Marianne Strauß-Klinik in Kempfenhausen, wodurch seine Mutter auch durch die Vorbereitungen, täglichen Tele­fonate und Besuche Vorort gefordert ist. Hier erhält er die für ihn notwendigen Anwen­dungen wie Krankengymnastik, Physio – und Ergotherapie. Auch wird er medizinisch versorgt, damit sein Körper stabilisiert und gestärkt wird.

Im März heuer feierte Magdalena Haller ihren 75. Geburtstag. Ihr gebührt die höchste Anerkennung für das, was sie ihrem Sohn gegenüber in der Zeit seit dem Ausbruch der Krankheit geleistet hat …
Gerade im letzten Jahr während des Lockdowns auf Grund der Corona-Pandemie war es sowohl für Tobias, als auch für seine Mutter sehr schwierig, da Besuche längere Zeit nicht möglich waren.

Gott sei Dank gibt es auch einige Mitglieder der Jungen MS-Gruppe, die Tobias öfter be­suchen oder verständigen, damit er sie in der Wasserburger Altstadt treffen kann.

Alle von der „Jungen MS-Gruppe Wasserburg“ gratulieren Magdalena Haller herzlichst zum Pflegepreis für pflegende Angehörige und wünschen alles Gute. Alle sind froh, dass sie für Tobias eine gute Lösung der Versorgung und Pflege gefunden hat.
Außerdem war und ist Magdalena neben der Hilfeleistungen für ihren Sohn maßgeblich auch für die Entwicklung der „Jungen MS-Gruppe Wasserburg“ beteiligt und bringt auch hierzu noch heute ihre Erfahrungen ein.

Nachdem die Gruppe bereits im Jahre 2018 Magdalena Haller für den Pflegepreis vorgeschlagen hatte, sollte ursprünglich die Auszeichnung der DMSG Stiftung im Frühjahr 2020 an sie verliehen werden. Ausgerechnet ein Familientreffen im Ausland, welches zur selben Zeit der Verleihung stattfinden sollte, hat dies verhindert. Nachdem wegen der Corona-Pandemie dann der Lockdown herrschte, waren sowohl das Familientreffen, als auch die Preisverleihung in der üblichen Form nicht möglich.

Aus diesem Grund hatte die DMSG-Stiftung entschieden, den Pflegepreis jetzt im Cafesito im kleineren Kreis zu vergeben.

Die „Junge MS-Gruppe Wasserburg“ hat die Veranstaltung zusammen mit der Beratungsstelle Oberbayern der DMSG Bayern e.V. – vertreten durch Katja Dreier – organisiert. Aus Gründen der Pandemie wurde die Junge MS-Gruppe Wasserburg bei der Feierstunde zu Ehren von Magdalena nur durch die ehrenamtlichen Mitglieder Anita Förtsch, Dorthea Eberstadt und Manfred Förtsch vertreten.

Nachdem in der Regel jährlich von der DMSG Bayern e.V. drei Personen mit dem Pfle­gepreis bedacht werden, erfolgt im Rahmen einer größeren Feierlichkeit im Oktober 2021 noch die Würdigung der Preisträger durch die 1. Vorstandvorsitzende Dr. Monika Himmighoffen im Haus der Begegnung in der Marianne Strauß-Klinik.

Manfred Förtsch