Corona-Wochenbericht erneut mit einem Appell des Leiters des Gesundheitsamtes: Bitte keine Reisen in Hochinzidenz-Gebiete

Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt insgesamt 16 neue Corona-Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet – darunter sechs Delta-Fälle. Vergangene Woche waren es zwei (wir berichteten).

Wie es im Freitags-Wochenbericht der Behörde am heutigen Nachmittag heißt, werden aktuell 35 Corona-Patienten in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt. Hiervon befinden sich fünf Patienten mit schweren Verläufen auf Intensiv.

Bisher sind insgesamt 17.878 Corona-Fälle aufgetreten (Landkreis: 13.938, Stadt: 3940) – seit dem Beginn der Pandemie.

Der Anteil der Fälle seit 1. Juni bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Altersgruppe zwischen 15 und 34 Jahren beträgt mit 46 Prozent fast die Hälfte, über Dreiviertel der Fälle liegen im Alterssegment zwischen 15 und 59 Jahren.

Mittlerweile wurde bei mindestens 17.100 Personen eine ‚Genesung‘ dokumentiert.

529 Personen sind bis zu diesem Zeitpunkt an der Erkrankung gestorben (Landkreis: 462, Stadt: 67).

Dem Gesundheitsamt wurden keine Personen gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht verstorben sind.

Bislang wurden dem Gesundheitsamt 3.078 Fälle (Landkreis 2346, Stadt 732) einer bestätigten Variante gemeldet. In einem Fall handelt es sich um die Beta- (südafrikanische B1.351), in 15 Fällen um die Gamma- (brasilianische P1), in 18 Fällen um die Delta- (indische B.1.617.2) und in allen anderen Fällen um die Alpha- (britische B.1.1.7) Variante.

Die Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner während der letzten 7 Tage) liegt heute – wie bereits berichtet – für die Stadt Rosenheim bei 7,87 (am: 01.07.2021 3,15), für den Landkreis Rosenheim bei 4,21 (am: 01.07.2021 6,89).

Infektionsschutzmaßnahmen:

„Erfreulicherweise befindet sich das Infektionsgeschehen in Stadt und Landkreis weiterhin auf einem stabilen Plateau mit nur wenigen täglich gemeldeten Fällen. Die tägliche 7-Tage-Inzidenz bewegt sich weiterhin im einstelligen Bereich“, berichtet Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes, heute.

Nach dem letzten Bericht des Robert Koch-Instituts (RKI) zu den Corona-Varianten ist seit Ende Juni die Variante Delta mit einem Anteil von 59 Prozent nun die dominierende Corona-Virusvariante in Deutschland.

Aufgrund der mittlerweile vorliegenden, positiven Erfahrungen habe das RKI seine Empfehlungen zum Kontaktpersonenmanagement geändert: Vollständig geimpfte und genesene Personen, die engen Kontakt zu einem Fall mit der Delta- oder Alpha-Variante hatten, sind von Quarantäne-Maßnahmen zukünftig ausgenommen.

Das bayerische Gesundheitsministerium habe sich den Empfehlungen des RKI in seinen Vollzugsregelungen angeschlossen, so dass auch das Gesundheitsamt Rosenheim ab sofort danach verfahre.

Dr. Hierl:

„Auch die Erfahrungen mit den bislang wenigen bestätigten Fällen in der Region Rosenheim zeigen uns eindrücklich, welch hohes Ausbreitungspotenzial die Delta-Variante in der Gesellschaft hat: Aufgrund einer nachträglichen Bestätigung durch Sequenzierung konnte ein Ausbruchsgeschehen mit insgesamt 14 Fällen mit der Delta-Variante im Landkreis nachgewiesen werden.

Zwei Quellfälle hatten die Infektion aus Barcelona/Spanien am 16. Juni importiert. Die zwölf Folgeinfektionen wurden in Privathaushalten (sieben Fälle), in einem Fußballverein anlässlich eines Public Viewings am 19. Juni (drei Fälle) und an zwei Arbeitsplätzen (zwei Fälle) generiert.

Schwere Verläufe mit der Delta-Variante wurden in der Region Rosenheim erfreulicherweise bislang nicht registriert.

Bei aller Freude über die zu Recht wiedererlangten Freiheiten appelliere ich somit weiterhin an die Vernunft aller Bürgerinnen und Bürger: Wir dürfen nicht riskieren, dass durch Unachtsamkeit, Leichtsinn oder das bewusste Ignorieren der Regeln und Vorschriften die Infektionszahlen aufgrund des zunehmenden Anteils der Delta-Variante in unserer Region wieder ansteigen und so schweren Erkrankungen den Weg bereiten.

Großereignisse, wie zum Beispiel die Fußball-EM, sind infektiologisch für mich eine Katastrophe. Auch den Betreibern der geöffneten Betriebe kommt hier eine äußerst wichtige Aufsichtsfunktion zu. Nicht unbedingt erforderliche Reisen in Hochinzidenz- oder Variantengebiete sollten unterbleiben.

Jetzt wird die Saat für einen späteren Wiederanstieg des Infektionsgeschehens im Herbst, vielleicht aber auch schon im Sommer, gelegt.

Die entscheidende Frage ist, ob es uns gelingt, durch den Impffortschritt breiter Bevölkerungsmassen und die Schaffung einer Herdenimmunität einen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen und damit eine 4. Welle zu verhindern.

Bis dahin sind unsere einzigen Waffen zur Infektionsprävention die bekannten AHA-L-Regeln, das sind das Abstandsgebot von mindestens 1,5 Metern, die Hygienemaßnahmen mit Husten- und Niesregeln, regelmäßiges Händewaschen, die konsequente Verwendung von Alltagsmasken, vor allem in Innenräumen oder wenn ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zu anderen nicht sicher eingehalten werden kann, und regelmäßiges Lüften.“

Infektionsquellen:

Infektionsübertragungen ereignen sich weiterhin überwiegend im privaten Umfeld, das 38 Prozent, und der Freizeit, das 13 Prozent der bekannten Infektionsursachen ausmacht. Aus medizinischen Einrichtungen und dem Arbeitsplatz wurden in dieser Woche keine neuen Fälle gemeldet. Als Lichtblick sieht das Gesundheitsamt, dass seit langem kaum mehr Infektionen bei Bewohnern von Heimen auftreten. So wurde dem Gesundheitsamt lediglich ein Fall eines positiv getesteten Mitarbeiters in einem Heim gemeldet. „Dies ist ein großer Erfolg der Impfungen in den Einrichtungen. Es besteht aber weiterhin Bedarf, Mitarbeiter zu motivieren, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen“, so Hierl.

Etwa 6 Prozent machen Infektionsübertragungen in Schulen und Kitas aus.

Die Fälle wurden überwiegend entdeckt bei Reihentestungen (44 Prozent), Testungen im Rahmen der Kontaktpersonennachverfolgung (ca. 25 Prozent) und aufgrund des Auftretens von Symptomen (ca. 13 Prozent).

Impfungen:

Insgesamt sind in Stadt und Landkreis Rosenheim nun 172.334 Schutzimpfungen gegen COVID-19 erfolgt, überwiegend in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum auf der Loretowiese. 95.591 davon waren Erstimpfungen, 76.743 Zweitimpfungen. Insgesamt 10.886 dieser Impfungen wurden vor allem in stationären Einrichtungen in Stadt und Landkreis verabreicht.

Seit dem 31.03. bis einschließlich 08.07.2021 haben niedergelassene Ärzte bereits 105.963 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt. Die Arztpraxen handeln unabhängig vom Impfzentrum Rosenheim.

Am heutigen Freitag, dem 09.07.2021, findet in der Stadt Rosenheim im Bürgerhaus E-Werk (Endorfer Au) eine Sonderimpfaktion von 11 – 16 Uhr mit dem Impfstoff von Johnson & Johnson statt. Dieser Impfstoff muss nur einmal geimpft werden und ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen.

Seit dem 8. Juni ist bundesweit die Priorisierung der Impfwilligen für die Arztpraxen und seit dem 01.07.2021 auch in den bayerischen Impfzentren aufgehoben. Im Rosenheimer Impfzentrum stehen derzeit mehr Impfdosen zur Verfügung, als Impfwillige registriert sind. Das heißt, jeder der sich registriert, bekommt sehr kurzfristig eine Einladung zu einem zeitnahen Impftermin.  

Weiterhin dürfen sich alle Bürgerinnen und Bürger für die Impfung gegen COVID-19 unter https://impfzentren.bayern registrieren, ausnahmsweise auch telefonisch unter der Rufnummer 08031 / 365 8899. Bei Impfungen durch niedergelassene Ärzte oder im Betrieb wird um zeitnahe Löschung des Accounts im Registrierungsportal gebeten.

Alle Bürgerinnen und Bürger, welche im Impfzentrum geimpft worden sind und deren Account in „BayIMCO“ noch besteht, können ab sofort den QR-Code für ihren digitalen Impfnachweis aus dem Portal herunterladen. Außerdem erhält man den Code weiterhin in teilnehmenden Apotheken (www.mein-apothekenmanager.de).

Einen Überblick über den Impffortschritt in ganz Deutschland bietet das Bundesministerium für Gesundheit unter https://impfdashboard.de. Ggf. auftretende Nebenwirkungen (unerwünschte Wirkungen von Impfstoffen) nimmt das Paul-Ehrlich-Institut über die App „SafeVac 2.0“ und unter https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html entgegen.

„Mit Stand 8. Juli wurden in Stadt und Landkreis Rosenheim durch das Impfzentrum sowie die Arztpraxen 159.763 Erstimpfungen und 118.534 Zweitimpfungen durchgeführt. Das entspricht einer Impfquote von 49,1% bzw. 36,4% und liegt somit deutlich unter dem bayerischen (56,0% bzw. 40,2%) und dem deutschen (57,9% bzw. 41,5%) Durchschnitt.

Die laut RKI für eine Herdenimmunität aufgrund der Dominanz der Delta-Variante zwingend notwendige Durchimpfungsrate mit einer vollständigen Impfung gegen das Coronavirus von mindestens 85 Prozent der 12 bis 59-Jährigen und 90 Prozent der über 60-Jährigen ist in der Region noch meilenweit entfernt.

Ich rate daher dringend allen Personen, die ein Impfangebot erhalten und bei denen nicht eine medizinische Kontraindikation nach wissenschaftlichen Kriterien besteht, den Impftermin auch wahrzunehmen.

Wir dürfen uns nicht täuschen lassen, es werden sich alle Personen, die nicht geimpft sind oder die Infektion nicht schon durchgemacht haben, an dem Virus anstecken. Eine Herdenimmunität durch eine hohe Zahl an Geimpften wird nicht dazu führen, dass der Rest der Bevölkerung, der nicht gegen das Coronavirus immun ist, verschont wird. Kein Mensch kann sicher sein, dass bei ihm nicht eine schwere Verlaufsform der Infektion auftritt oder langwierige und belastende Folgesymptome durch Long-COVID verbleiben.

Wir müssen sicherstellen, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen, für die keine Impfindikation oder Zulassung der Impfstoffe besteht, durch eine hohe Impfrate der Erwachsenen geschützt werden, gerade wenn im Herbst dann der Schulbetrieb im Präsenzunterricht wieder starten soll.

Es ist jetzt an der Zeit, dass die Erwachsenen Solidarität mit den Jüngeren zeigen und wir ein Stück von dem an die Gruppe zurückgeben, die bislang für die Vulnerablen in der Gesellschaft massive Einschränkungen in Kauf genommen hat. Diese Impfung ist gerade nicht nur eine persönliche Angelegenheit sondern wir alle haben eine Verantwortung für die ganze Gesellschaft“, mahnt Hierl.