Die Freude ist riesig und ein Abstecher empfehlenswert: Die erste Ausstellung seit November beim Aiblinger Kunstverein

Die Künstlerin Kati von Schwerin geht selbst mit der Kunst hart ins Gericht. „Kunst ist irrational, unverständlich, viel zu oft pures Kalkül, wunderschön oder der tiefste Abgrund.“ Doch Künstlerin sein, das ist für Kati von Schwerin keine Entscheidung, keine Berufswahl, sondern vielmehr angeboren und auferlegt. Und die Mission ist klar: Kunst muss der Gesellschaft dienen, als Spiegel, als ständige Frage, als Mittel zum Austausch und zum Reflektieren.

In ihrer aktuellen Ausstellung „was klar ist“ beim Kunstverein Bad Aibling – in der Galerie im alten Aiblinger Feuerwehr-Gerätehaus – liegt der Fokus von Kati von Schwerins Arbeit im Aufsprengen der gewohnten Muster.

Das Bekannte wird zerteilt, bewertet und zu etwas Neuem zusammengefügt. Das Gängige, das was „sich immer bewährt hat“, wird in Frage gestellt und geprüft, denn viel zu oft bleibe man in Strukturen hängen, die blockieren, anstatt voranzubringen. Sagt die Künstlerin.

Kati von Schwerin will nämlich genau das: Das Hinterfragen beim Betrachter anregen.

Wer bist Du? Wo bist Du und mit wem? Was machst Du und warum? Erkläre mir Sehnsucht in einem Satz! Träumst Du auch am Tag? Diese Fragen stellt sie, denn zu viele Menschen hasten doch durch den Tag, mechanisch, irgendwem oder irgendwas ergeben

Kati von Schwerin lebt in Berlin, ihrer einstigen großen Liebe und bemerkte nicht zuletzt auch durch ihre Kunst, dass diese Liebe langsam erlischt. Eine Thematik, die sie künstlerisch manifestiert und eben hinterfragt, warum Berlin das Gemüt beschwert.

Die Kati sagt:

„Wie andere im falschen Körper fühle ich mich am falschen Ort. Wie wirkt sich meine Umgebung auf die Kunst aus? Berlin ist getrieben, rastlos – eine Stadt der Extreme: Immer laut, nie leise, immer unterwegs zum nächsten Ding.

Dazwischen ist alles vollgestopft mit Kunst und Kultur, ganz Beuys-Like ist hier jeder ein Künstler mit Projekt und Flyer.

Immer nur Input, bis es aus allen Poren quillt.

Berlin lässt selten locker, pumpt rein, was geht, bis man zu platzen droht. Fokus finden und halten, ist die daily challenge und wird zur Herausforderung für die eigene Arbeit.

Vorm Atelier die Autobahn, dahinter ein Bahngleis. Überm Dach kreist der Hubschrauber und sucht Verbrecher. Im Keller wohnt ein Techno-Club und der Hausmeister klopft jeden Tag und bringt die Post. Tausend Zettel am Tag, denn man ist eingeladen zur Eröffnung der Hölle.“

Kati von Schwerin studierte nebst Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf (Meisterschülerin von Markus Lüpertz), zudem Philosophie in Düsseldorf und Berlin und widmete sich dabei vorrangig anthropologischen und kulturellen Themen.

Der kritische Unterton, der sich als roter Faden durch von Schwerins Werk zieht, kommt nicht von ungefähr und soll vor allem dafür sorgen, dass der Betrachter gefordert wird, darüber nachzudenken, wer man ist und wer man gerne sein will. Kati von Schwerin lebt und arbeitet in Berlin, und hat neben ihrer künstlerischen Tätigkeit zudem inzwischen zwei Musik-Alben veröffentlicht, betreibt den wöchentlich erscheinenden Podcast „Derby WG“ und schreibt als freie Autorin fürs Titanic Magazin. 2021 erscheint ihr erster Roman.

Alle Kunstinteressierten sind herzlich in die Galerie im alten Aiblinger Feuerwehr-Gerätehaus eingeladen.

Ausstellungsdauer bis 11. Juli!

Öffnungszeiten: Sa. / So. 14 bis 18 Uhr

Foto: Kati von Schwerin / Kunstverein Aibling