Das ist die große Frage Ende Juni 2021 - Der Corona-Wochenbericht des Gesundheitsamtes für den Landkreis

Aktuell werden 44 Corona-Patienten in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär in den Kliniken behandelt. Hiervon befinden sich sieben Patienten mit schweren Verläufen auf Intensiv, meldet das Landratsamt am heutigen Freitagnachmittag in seinem Corona-Wochenbericht.

Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt Rosenheim täglich zwischen null und sechs neue Fälle (insgesamt 20 Neuinfizierte, Vorwoche: 45) gemeldet. Also im einstelligen Bereich …

Wie berichtet gibt es aktuell ein Ausbruchsgeschehen in einem Schülerinternat im Landkreis.

Den Betroffenen und deren engen Kontakten in Schulklassen und Wohngruppen wurden entsprechende Auflagen und Quarantänen angeordnet. Es erfolgen tägliche Schnelltestungen aller Schülerinnen und Schüler und Betreuerinnen und Betreuer vor Ort, auf eine Trennung der Wohngruppen und Einhaltung der Hygienemaßnahmen wird geachtet. Der Unterricht wurde auf Online-Unterricht umgestellt.

Gestern erreichten das Gesundheitsamt die Labormeldungen von zwei Befunden mit dem Nachweis der Delta- Variante (B.1.617.2).

Das Gesundheitsamt geht aufgrund der konkreten Anhaltspunkte für ein Übertragungsgeschehen aufgrund der speziellen Kontaktsituation eines Schülerinternats, insbesondere aber auch wegen eines Fußballturniers, von einem Ausbruchsgeschehen mit der Delta-Variante aus. Das Turnier fand unmittelbar vor der Laborbestätigung der ersten Fälle statt, somit ist nach dem Stand der Wissenschaft davon auszugehen, dass bei diesen Fällen bereits Infektiosität bestand.

Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Gesundheitsamtes:

Das Ausbruchsereignis zeigt uns eindrücklich, welches Ausbreitungspotenzial die Delta-Variante in der Gesellschaft hat.

Nach Aussagen von Prof. Drosten zeigen Daten aus Großbritannien, dass zu Beginn der Ausbreitung im Mai vor allem Schulsettings betroffen waren. Im Anschluss daran folgten jetzt Übertragungen in der Altersgruppe der jüngeren Erwachsenen in den Bereichen Freizeit und Gastronomie.

Laut RKI deuten erste Laborexperimente und Daten von Beobachtungsstudien aus Großbritannien darauf hin, dass die Impfstoffwirksamkeit nach vollständiger Impfung bei der Delta-Variante geringfügig unterhalb der Wirksamkeit gegenüber Alpha liegt.

Vorläufige Ergebnisse aus Großbritannien weisen aber auf eine höhere Übertragbarkeit von Delta im Vergleich zu Alpha hin und Infektionen mit Delta könnten zu schwereren Krankheitsverläufen führen.

Bei aller Freude über die zu Recht wiedererlangten Freiheiten appelliere ich somit weiterhin an die Vernunft aller Bürgerinnen und Bürger:

Wir dürfen nicht riskieren, dass durch Unachtsamkeit, Leichtsinn oder das bewusste Ignorieren der Regeln und Vorschriften die Infektionszahlen aufgrund des zunehmenden Anteils der Delta-Variante in unserer Region wieder ansteigen und so schweren Erkrankungen den Weg bereiten.

Auch den Betreibern der geöffneten Betriebe kommt hier eine äußerst wichtige Aufsichtsfunktion zu.

Nicht unbedingt erforderliche Reisen in Hochinzidenz- oder Variantengebiete sollten unterbleiben.

Jetzt wird die Saat für einen späteren Wiederanstieg des Infektionsgeschehens im Herbst, vielleicht aber auch schon im Sommer, gelegt.

Die entscheidende Frage ist, ob es uns gelingt, durch den Impffortschritt breiter Bevölkerungsmassen und die Schaffung einer Herdenimmunität einen exponentiellen Anstieg der Infektionszahlen und damit eine 4. Welle zu verhindern.

Bis dahin sind unsere einzigen Waffen zur Infektionsprävention die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln.“

 

Infektionsquellen:

Infektionsübertragungen ereignen sich weiterhin überwiegend im privaten Umfeld, das 61 Prozent der bekannten Infektionsursachen ausmacht. Aus medizinischen Einrichtungen und dem Arbeitsplatz wurden in dieser Woche keine neuen Fälle gemeldet. Als Lichtblick sieht das Gesundheitsamt, dass seit langem kaum mehr Infektionen bei Bewohnern von Heimen auftreten.

So wurde dem Gesundheitsamt lediglich ein Fall eines positiv getesteten Mitarbeiters in einem Heim gemeldet. „Dies ist ein großer Erfolg der Impfungen in den Einrichtungen. Es besteht aber weiterhin Bedarf, Mitarbeiter zu motivieren, sich gegen COVID-19 impfen zu lassen“, so Hierl.

Etwa 17 Prozent machen Infektionsübertragungen in Schulen und Kitas aus. Hier schlägt vor allem der Ausbruch in einem Schülerinternat zu Buche.

Die Fälle wurden entdeckt bei Testungen aufgrund von Symptomen (ca. 26 Prozent), im Rahmen von Reihentestungen (32 Prozent) und in Folge von Untersuchungen bei der Kontaktpersonennachverfolgung (ca. 37 Prozent). Dies unterstreicht die Bedeutung von regelmäßigen Reihentestungen in Betrieben und Gemeinschaftseinrichtungen.

Impfungen:

Insgesamt sind bis zum gestrigen Donnerstag – 24. Juni –  in Stadt und Landkreis Rosenheim 152.186 Schutzimpfungen gegen Covid-19 erfolgt, vor allem in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum auf der Loretowiese.

87.612 davon waren Erstimpfungen, 64.574 Zweitimpfungen. Insgesamt 10.667 dieser Impfungen wurden in stationären Einrichtungen sowie betreuten Wohnformen in Stadt und Landkreis verabreicht.

Niedergelassene Ärzte haben zudem bislang bereits 88.058 Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt. Die Arztpraxen handeln unabhängig vom Impfzentrum Rosenheim.

Im gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim wird es am Samstag, 3. Juli, von 8 bis 17 Uhr einen weiteren Sonderimpftag geben. Wie berichtet.

Anmeldungen sind ab sofort unter https://rosenheim.impfzentrum.bayern möglich. Verimpft werden 700 Dosen des Wirkstoffs „Vaxzevria“ von AstraZeneca. Der Sonderimpftag richtet sich zwar vor allem an Menschen über 60 Jahren, da der Impfstoff für diese Gruppe uneingeschränkt empfohlen wird. 18 bis 60-Jährige können nach entsprechender Aufklärung durch einen Arzt jedoch ebenfalls damit geimpft werden. Die Zweitimpfungen mit „Vaxzevria“ erfolgt am Samstag, 25. September.

Möglich werden die Sonderimpfungen durch eine Sonderzuteilung des bayerischen Gesundheitsministeriums. Durch solche Kontingente sollen regionale Unterschiede bei der sogenannten Arztimpfquote ein Stück weit ausgeglichen werden. Zusätzlich zu den insgesamt 1400 Dosen „Vaxzevria“ erhält das Rosenheimer Impfzentrum noch jeweils 1700 Dosen des Wirkstoffs von Moderna für Erst- und Zweitimpfungen. Diese werden regulär über das Impfzentrum ausgegeben.

Seit dem 07.06.2021 ist bundesweit die Priorisierung der Impfwilligen aufgehoben. Es kann jedoch weiterhin nicht sofort allen Interessierten ein Impfangebot gemacht werden. Daher behält das Gesundheitsministerium für die bayerischen Impfzentren die Priorisierung bei, bis alle Angemeldeten aus den stärker gefährdeten Prioritätsgruppen 1 bis 3 ein Terminangebot erhalten haben. Danach wird die Prioritätsgruppe 4 in der Reihenfolge der Anmeldung eingeladen werden.

Weiterhin dürfen sich alle Bürgerinnen und Bürger für die Impfung gegen COVID-19 unter https://impfzentren.bayern registrieren, ausnahmsweise auch telefonisch unter der Rufnummer 08031/ 365 8899. Bei Impfungen durch Ärzte wird um zeitnahe Löschung des Accounts im Registrierungsportal gebeten.

Grundsätzlich muss jede Angabe in „BayIMCO“ im Impfzentrum belegt werden. Formblätter für Arbeitgeber oder besondere Kontaktsituationen können auf der Homepage des Landkreises Rosenheim heruntergeladen werden. Bei Kontaktpersonen von Schwangeren oder Pflegebedürftigen, die nicht in einer Einrichtung leben, müssen Schwangerschaft und Pflegebedürftigkeit gesondert nachgewiesen werden.

Alle Bürgerinnen und Bürger, welche im Impfzentrum geimpft worden sind und deren Account in „BayIMCO“ noch besteht, können ab sofort den QR-Code für ihren digitalen Impfnachweis aus dem Portal herunterladen. Außerdem erhält man den Code weiterhin in teilnehmenden Apotheken.

Weitere Informationen zur Impfung im Impfzentrum enthält das Merkblatt auf der Homepage des Landkreises unter dem Punkt „Fragen und Antworten“. Einen Überblick über den Impffortschritt in ganz Deutschland bietet das Bundesministerium für Gesundheit unter https://impfdashboard.de. Ggf. auftretende Nebenwirkungen (unerwünschte Wirkungen von Impfstoffen) nimmt das Paul-Ehrlich-Institut über die App „SafeVac 2.0“ und unter https://nebenwirkungen.bund.de/nw/DE/home/home_node.html entgegen.

„Ich rate dringend allen Personen, die ein Impfangebot erhalten und bei denen nicht eine medizinische Kontraindikation nach wissenschaftlichen Kriterien besteht, den Impftermin auch wahrzunehmen“, so Hierl.

„Wir dürfen uns nicht täuschen lassen, es werden sich alle Personen, die nicht geimpft sind oder die Infektion nicht schon durchgemacht haben, an dem Virus anstecken. Eine Herdenimmunität durch eine hohe Zahl an Geimpften wird nicht dazu führen, dass der Rest der Bevölkerung, der nicht gegen das Coronavirus immun ist, verschont wird.

Kein Mensch kann sicher sein, dass bei ihm nicht eine schwere Verlaufsform der Infektion auftritt oder langwierige und belastende Folgesymptome durch Long-COVID verbleiben. Wir müssen sicherstellen, dass vor allem die Kinder und Jugendlichen, für die keine Impfindikation oder Zulassung der Impfstoffe besteht, durch eine hohe Impfrate der Erwachsenen – wie in einem Kokon – geschützt werden, gerade wenn im Herbst dann der Schulbetrieb im Präsenzunterricht wieder starten soll.

Es ist jetzt an der Zeit, dass die Erwachsenen Solidarität mit den Jüngeren zeigen und wir ein Stück von dem an die Gruppe zurückgeben, die bislang für die Vulnerablen in der Gesellschaft massive Einschränkungen in Kauf genommen hat.“

Fallzahlenentwicklung

Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt 20 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Bisher sind insgesamt 17.846 Fälle von COVID-19 in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis: 13.912, Stadt: 3.934).

Der Anteil der Fälle seit 1. Juni bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in der Altersgruppe zwischen 15 und 34 Jahren beträgt mit 45 Prozent fast die Hälfte. Mittlerweile wurde bei mindestens 17.037 Personen eine ‚Genesung‘ dokumentiert.

528 Personen (am 17.06.2021: 522) sind bis zu diesem Zeitpunkt an der Erkrankung gestorben (Landkreis: 461, Stadt: 67). Von den Verstorbenen waren 19 (am 17.06.2021: 19) Personen unter 60 Jahren. 351 (am 17.06.2021: 348) Verstorbene waren über oder gleich 80 Jahre alt.

Dem Gesundheitsamt wurden 6 Personen (am 17.06.2021: 2) gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht verstorben sind. Hiervon waren 3 Personen über oder gleich 80 Jahren und 3 Personen zwischen 60 und 80 Jahren. Zwei dieser Verstorbenen waren in einem Heim betreut worden.

Seit 1. Mai sind 14 Personen verstorben. Ihr durchschnittliches Alter lag bei 79,8 Jahren, männliche und weibliche Personen waren jeweils zur Hälfte betroffen. Bei 10 der Verstorbenen war die Haupttodesursache die COVID-19-Erkrankung, bei den restlichen waren andere Ursachen bestimmend. Von den 14 Personen waren 12 nicht und zwei nur einmal mit einem mRNA-Impfstoff geimpft.

Bislang wurden dem Gesundheitsamt 3.069 Fälle (Landkreis 2.337, Stadt 732) (am 17.06.2021: 3.049) einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet (im Juni bislang 77,9% aller positiven PCR-Befunde).

In einem Fall handelt es sich um die Beta- (südafrikanische) (B1.351), in 15 Fällen um die Gamma- (brasilianische) (P1), in zehn Fällen um die Delta- (indische) (B.1.617.2) und in allen anderen Fällen um die Alpha- (britische) Variante (B.1.1.7).

Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt 16 Fälle der Alpha-, drei Fälle der Gamma- und drei Fälle der Delta-Variante gemeldet. Nachdem ein Fall, der vom Labor zuvor als Delta-Variante bestimmt worden war, nach Ganzgenomsequenzierung durch dieses in eine Alpha-Variante korrigiert wurde, kommt es im Vergleich zum Wochenbericht der letzten Woche zu einer Zunahme in der Gesamtzahl um zwei Delta-Fälle auf insgesamt zehn.

Alle Fälle sind bei der Gesamtfallzahl von COVID-19-Fällen enthalten.

Die 7-Tage-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner während der letzten 7 Tage) liegt heute für die Stadt Rosenheim bei 4,72, für den Landkreis Rosenheim bei 6,51 – wie berichtet.

Der Blick auf alle Gemeinden: