Am heutigen Dienstagnachmittag erreicht unsere Redaktion eine Erklärung des Kreisverbandes von Bündnis 90/Die Grünen zur Vorstellung der
Brenner-Zulauftrasse durch die Deutsche Bahn und durch das Bundesverkehrsministerium (wir berichteten mehrfach). Die Entscheidung der Deutschen Bahn für die violette Trasse als Zulauf zum Brennerbasistunnel zeige, dass der Widerstand in der Region Rosenheim und im Inntal nicht spurlos an der Bahn vorbeigegangen sei. Der Wortlaut der Presseerklärung …

Diese Trasse wird – falls sie jemals fertig gebaut wird – im Betrieb geringere Auswirkungen auf die Bewohner des Inntals haben als die anderen Trassen.
In diesem Sinne ist diese Entscheidung ein positives Zeichen.
Mit weiteren Maßnahmen – besonders eine Verlegung der Verknüpfungsstelle in
den Wildbarren – könnte sich die Situation der Anwohner im oberen Inntal weiter
verbessern, was dringend notwendig ist.
Allerdings werden auch die Kosten für diese Trasse besonders hoch sein, denn sie wird
weitgehend unterirdisch in Tunneln geführt. Der Aufwand dafür ist im Vergleich zu den
oberirdischen Varianten deutlich höher.
Außerdem sind mit dem Bau und Betrieb gravierende Eingriffe in die Landschaft
verbunden mit hohen Belastungen für Mensch und Natur und insbesondere in Bezug auf
das Grundwasservorkommen. Die enorme Menge an Aushub, die bei dieser
Baumaßnahme anfallen wird (30.000 bis 42.000 to /pro Tunnelkilometer), und deren
Entsorgung ist ökologisch genauso problematisch wie die unglaubliche Menge an Beton,
die in den Tunneln verarbeitet werden muss.
Vor jeder weiteren Planung fordern die Rosenheimer Grünen eine qualifizierte
Feststellung des gesellschaftlichen Bedarfs für dieses Jahrhundertprojekt durch die
Bundesebene.
Bei der Ermittlung des Bedarfs ist zu berücksichtigen, dass durch eine konsequente
Veränderung der ökonomischen Anreize eine Verkehrsvermeidung und Verkehrslenkung
im Sinne einer gleichmäßigeren Nutzung der Alpenübergänge bewirkt werden kann.
 
Zur Zeit wird der Güterverkehr über die Alpen durch die Subventionierung des
Dieselkraftstoffs und die relativ geringen Mautpreise von den teureren Übergängen durch
die Schweiz zunehmend auf die Brennerroute verlagert.
Politische Instrumente wie die Alpentransitbörse und höhere Mautpreise könnten eine gleichmäßige Verteilung des Güterverkehrs auf die bestehenden Übergänge gewährleisten und so das Inntal entlasten.
Auch wenn wir für eine konsequente Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf
die Schiene eintreten, halten wir an der Bestandsstrecke als einer Option fest, wenn
diese auf den Standard einer Neubaustrecke angehoben wird und besserer Lärmschutz
durch technische Maßnahmen (Flüstergleise, bessere Lärmschutzwände, bzw.
Einhausungen) gewährleistet ist.
Davon bleibt die Forderung unberührt, in bestimmten Abschnitten die alte
Streckenführung zu verändern, um durch neue Umfahrungen (insbesondere bei
Oberaudorf und Kiefersfelden – Tunnel Laiming/Langenkampfen) die Belastungen der
Einwohner an der alten Bestandsstrecke zu verringern.
Unter dem Zwang, die Erderwärmung auf höchstens 1,5 Grad zu beschränken, müssen
wir Gütertransporte möglichst über die Schiene abwickeln.
Noch wichtiger ist es aber, die Güterverkehrsströme möglichst zu verringern. Denn Güterverkehr ist kein Gut an sich.
Sein Wachstum verursacht Kosten, die bisher noch nicht in den wirtschaftlichen Bilanzen auftauchen: Lärm, schlechte Luft, Flächen- und Landschaftsverbrauch. Diese werden heute noch auf die Gesellschaft und die folgenden Generationen abgewälzt werden. Das müssen wir verhindern.