Der Wochenbericht des Gesundheitsamtes Rosenheim - Anstieg der Infektionen am Arbeitsplatz

„In der zurückliegenden Woche hat sich das Infektionsgeschehen in der Region etwas abgeschwächt. So wurde der Wert von 200 der 7-Tage-Inzidenz in der Stadt Rosenheim wieder deutlich unterschritten, liegt aber immer noch mit 119,6 in einem sehr hohen Bereich, so dass keine Entwarnung gegeben werden kann. Auch der Landkreis Rosenheim hat sich derzeit bei der kritischen Marke von 100 eingependelt”, meldet das Rosenheimer Gesundheitsamt am heutigen Freitag im aktuellen Wochenbericht. (Grafik: Die Differenz der Fälle zur Vorwoche im südlichen Altlandkreis Wasserburg.)

 

Aktuelle Lage
Das Staatliche Gesundheitsamt Rosenheim weist darauf hin, dass seit Mitte Februar ein anhaltender Anstieg des Infektionsgeschehens in der Region besteht, wobei im Vergleich zur Vorwoche eine leichte Erholung auf hohem Niveau eingetreten ist.

In der Stadt Rosenheim wurde der niedrigste Wert der 7-Tage Inzidenz am 18. Februar mit 36,2 erreicht und ein Maximum mit 218,7 am 16. März. Am 19. März wurde die 200-er Marke wieder unterschritten und liegt aktuell bei 119,6. Im Landkreis Rosenheim stieg dieser Wert von 42,5 am 13. Februar auf 108,7 am 20. März und liegt aktuell bei 99,9.

Seit dem letzten Wochenbericht wurden dem Gesundheitsamt Rosenheim täglich zwischen 12 und 86 neue Fälle gemeldet, dies entspricht den Zahlen der Vorwoche.

 

Besorgniserregende Varianten
Die besorgniserregenden Varianten des Coronavirus bilden auch in der Region die Mehrzahl der Fälle: Bislang wurden dem Gesundheitsamt 925 Fälle einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet. Seit dem letzten Wochenbericht wurden 187 (Vorwoche: 256) Fälle der britischen Variante von zuvor positiv in der PCR getesteten Personen gemeldet. Bislang ist in der Rosenheimer Region weiterhin lediglich ein bestätigter Fall der Südafrika-Variante aufgetreten, über den bereits berichtet wurde. Die brasilianische Mutation wurde nicht nachgewiesen.

Für Verdachtsfälle sowie bestätigte Fälle einer besorgniserregenden Variante gelten strengere Infektionsschutzmaßnahmen: Neben einer 14-tägigen häuslichen Quarantäne, die nicht verkürzt werden kann, ist für die Beendigung der Quarantäne zusätzlich ein negatives Testergebnis erforderlich. Diese Maßnahmen gelten auch für die engen Kontaktpersonen der Kategorie I.

 

Infektionsschutzmaßnahmen
Trotz hoher Fallzahlen kann das Gesundheitsamt weiterhin die positiv Gemeldeten tagesaktuell telefonisch und schriftlich über ihre Infektion informieren und die erforderlichen Infektionsschutzmaßnahmen anordnen. Auch die engen Kontaktpersonen können zeitnah kontaktiert und ebenfalls eine häusliche Quarantäne angeordnet werden.

Der Anteil der besorgniserregenden Varianten an allen positiven PCR-Ergebnissen lag in der letzten Woche bei etwa 55 Prozent. Die britische Variante hat damit das ursprüngliche Virus abgelöst, was eine rapide steigende Anzahl von Neuinfektionen zur Folge hat. „Die besorgniserregenden Varianten können den Verlauf der Pandemie verschlimmern, zu einer schnelleren Verbreitung der Infektionen, zu schwereren Verläufen, zu erhöhter Sterblichkeit und zu einer Überlastung der Intensivstationen führen. Unklar ist momentan die Datenlage, ob von einzelnen Varianten auch eine schlechtere Schutzwirkung der Impfung resultieren kann. Nach wie vor befindet sich die Region Rosenheim inmitten der 3. Welle”, so der Leiter des Gesundheitsamtes.

Dr. Hierl: „Die Infektionen breiten sich ungehindert aus. Weitere Lockerungen, zum Beispiel im Rahmen einer Teilnahme an dem Modellprojekt der Staatsregierung, müssen durch strenge Hygiene- und Schutzmaßnahmen sowie eine intensive Teststrategie abgesichert werden. Wir dürfen nicht riskieren, dass durch Unachtsamkeit und Unvernunft die Infektionszahlen weiter durch die Decke gehen und so schweren Erkrankungen den Weg bereiten. Auch wenn der überwiegende Teil der 1. Prioritätsgruppe der Coronavirus-Impfverordnung – insbesondere die Bewohner von Heimen – bereits geimpft sind, so gibt es weiterhin eine sehr große Zahl vulnerabler Personen aufgrund Alters oder schwerer chronischer Grunderkrankungen. Allein in der Altersgruppe zwischen 70 und 80 Jahren leben in Stadt und Landkreis etwa 31.000 Menschen. Die dominierende britische Variante bewirkt nicht nur eine schnellere Infektionsübertragung sondern sie ist von der Schwere der Erkrankungen auch gefährlicher. In einer aktuellen Studie hat sich nun bestätigt, dass das Sterblichkeitsrisiko bei Patienten, die mit B.1.1.7 infiziert sind, im Mittel um 64 Prozent höher ist.”

Bedeutsam hierbei sei die Tatsache, dass die Hälfte aller Neuinfektionen im privaten Umfeld Familie und Freundeskreis stattfinden. „Jeder Einzelne ist gefordert, vernünftig, diszipliniert und vor allem liebevoll mit sich und seinen Mitmenschen umzugehen. Das ist für mich gelebte Solidarität. Nur gemeinsam können wir Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Landkreis Rosenheim die aktuelle Krise bewältigen.”

Der Leiter des Gesundheitsamtes weiter: „Ich appelliere an die Verantwortung und die Vernunft jeder Bürgerin und jedes Bürgers, die bekannten AHA-L-Regeln einzuhalten, sich impfen zu lassen und auf Reisen derzeit zu verzichten. Wir haben die Waffen, den unsichtbaren Feind zu bekämpfen und zu besiegen, aber nur ein konsequentes, rücksichtsvolles und mitmenschliches Agieren wird uns alle aus dieser dunklen Zeit herausführen.“

 

Anstieg der Infektionen am Arbeitsplatz
Das Gesundheitsamt beobachtet auch einen Anstieg der Infektionen am Arbeitsplatz. Als besondere Schwachstellen können hier Großraumbüros, unzuverlässiges Maskentragen, Verstöße gegen das Abstandsgebot, zum Beispiel in Pausen- oder Umkleideräumen, und unzureichendes Lüften ausgemacht werden. „Wenn solche Ansteckungsmöglichkeiten geboten werden, kann sich die britische Variante leicht ausbreiten mit der Folge, dass zum Teil ganze Betriebsbereiche aufgrund notwendiger Quarantäneanordnungen stillgelegt werden müssen. Die Unternehmen sollten wo immer möglich großzügig Gebrauch von Homeoffice-Regelungen machen“, bewertet Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Staatlichen Gesundheitsamtes Rosenheim, die Lage.

 

Infektionsquellen
Infektionsübertragungen ereignen sich weiterhin überwiegend im privaten Umfeld, das zirka 50 Prozent der bekannten Infektionsursachen ausmacht. Etwa elf Prozent fallen auf den Arbeitsplatz. Vereinzelt (zirka3 Prozent) kommt es zu Infektionserkrankungen in Einrichtungen wie Kliniken, Pflege- und Behindertenheimen. Als Lichtblick sieht das Gesundheitsamt, dass kaum mehr Infektionen bei Bewohnern von Heimen auftreten. „Dies ist ein großer Erfolg der Impfungen in den Einrichtungen“, so Hierl. Es ereignen sich auch wieder einzelne Fälle und Ausbrüche in Schulen und Kitas (zirka 4 Prozent) und Asylbewerberunterkünften.

 

Impfungen
Insgesamt sind zirka 43.800 Impfungen seit Impfstart vor allem in Alten- und Pflegeheimen, Krankenhäusern sowie dem gemeinsamen Impfzentrum von Stadt und Landkreis Rosenheim auf der Loretowiese erfolgt. 26.719 davon waren Erstimpfungen, 16.879 Zweitimpfungen. Insgesamt 8.704 dieser Impfungen wurden in stationären Einrichtungen sowie betreuten Wohnformen in Stadt und Landkreis Rosenheim verabreicht.

 

Es wird darauf hingewiesen, dass für die Impfung gegen COVID-19 eine Registrierung unter https://impfzentren.bayern zu erfolgen hat. Es darf sich bereits jeder impfwillige Bürger registrieren, unabhängig von der Priorisierung nach der Coronavirus-Impfverordnung und der jeweiligen Mobilität. Besteht ausnahmsweise keine Möglichkeit zur Internetnutzung, ist auch eine telefonische Registrierung bei der Impfhotline unter der Rufnummer 08031/ 365 8899 möglich.

Um Warteschlagen vor dem Impfzentrum zu vermeiden, werden die Bürgerinnen und Bürger mit Termin gebeten, pünktlich zu erscheinen.

 

Fallzahlenentwicklung
Seit dem letzten Wochenbericht vom vergangenen Freitag wurden dem Gesundheitsamt 337 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Bisher sind insgesamt 14.772 Fälle von COVID-19 in Stadt und Landkreis Rosenheim aufgetreten (Landkreis: 11.561, Stadt: 3.211). Mittlerweile wurde bei mindestens 13.037 Personen eine Genesung dokumentiert. 481 Personen (Freitag vor einer Woche: 478) sind bis zu diesem Zeitpunkt an der Erkrankung gestorben (Landkreis: 428, Stadt: 53). Von den Verstorbenen waren 16 (16) Personen unter 60 Jahren. 331 (328) Verstorbene waren über oder gleich 80 Jahre alt. Dem Gesundheitsamt wurden 3 Personen gemeldet, die seit dem letzten Wochenbericht verstorben sind. Alle 3 Personen waren über oder gleich 80 Jahre, keine Person ist in einem Heim betreut worden.

Bislang wurden dem Gesundheitsamt 925 Fälle (Landkreis 697, Stadt 228) (738) einer bestätigten besorgniserregenden Variante gemeldet. In einem Fall handelt es sich um die südafrikanische Variante (B1.351), über den bereits berichtet wurde, in allen anderen Fällen um die britische (B.1.1.7). Hiervon wurden dem Gesundheitsamt seit dem letzten Wochenbericht 187 Fälle gemeldet. Alle Fälle sind bei der Gesamtfallzahl von COVID-19-Fällen enthalten.

107 (100) COVID-19-Patienten werden aktuell in Stadt und Landkreis Rosenheim stationär behandelt. Hiervon befinden sich 13 Patienten (16) auf einer Intensivstation.

Die 7-Tage-Inzidenz (Fälle pro 100.000 Einwohner während der letzten 7 Tage) liegt für die Stadt Rosenheim bei 119,59 (207,71), für den Landkreis Rosenheim bei 99,87 (106,76).

Übersicht über Infektionsumfeld für den Zeitraum 19. bis 25. März bei neu gemeldeten Fällen:

 


Die aktuellen Zahlen im südlichen Altlandkreis:

Die aktuellen Zahlen im südlichen Altlandkreis, vergangene Woche: