Lieber einen klugen Pfad gehen, statt überstürzt zu öffnen und in eine dritte Welle zu rennen: Beim virtuellen Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, Ministerpräsident Markus Söder und etwa 100 bayerischen Landräten wie Oberbürgermeistern herrschte am heutigen Freitagmittag eher große Einigkeit. Die Kanzlerin habe aber trotzdem viel mitgeschrieben, wie es danach aus dem Teilnehmer-Kreis hieß. Geduld sei jedenfalls erst einmal weiterhin angesagt: Entschieden wird offenbar wie geplant in knapp zwei Wochen am Mittwoch, 3. März. Keine grundsätzlichen Zweifel am Corona-Kurs von Bund und Ländern, keine konkreten Öffnungspläne: So hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder den Verlauf der Videoschalte zusammengefasst …

… an der auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn teilnahm, meldet der Bayerische Rundfunk.
Söder sprach von einer sehr positiven Gesprächsrunde. Zwar entwickeln sich laut ihm die Corona-Infektionszahlen in Bayern positiv – allerdings wolle man weiterhin nichts überstürzen. Man suche keinen schnellen Applaus, um kurzfristigen Stimmungen nachzugehen, sagte Söder. Laut ihm sollen Kommunen, die tagelang den Inzidenzwert von 35 unterschreiten, genehmigte Lockerungen auch nicht sofort wieder zurücknehmen müssen, wenn sie an einem Tag wieder knapp über der Schwelle von 35 liegen.
Es sei grad eine hochsensible Phase: Er verwies auf den bayernweiten aktuellen Inzidenzwert von 54, aber auch auf einzelne Corona-Hotspots im Freistaat und einen steigenden Anteil ansteckenderer Mutationen bei den Neuinfektionen.
Bei den Lockerungen habe für sie die Schule weiterhin Priorität, sagte Merkel laut Angaben aus Teilnehmerkreisen, wie der BR berichtet. Danach könnten dann weitere Öffnungen in den Bereichen Einzelhandel, Veranstaltungen, Kultur und Sport klug kombiniert werden.
Auch laut Söder liegt die Priorität bei den Schulen – so könnten etwa Grundschüler bei sehr günstigen Zahlen bald wieder komplett in den Präsenzunterricht gehen. Bei einem stabilen Inzidenzwert unter 35 werde es auch beim Handel Öffnungen geben, betonte der Ministerpräsident. In der heutigen Videokonferenz habe niemand etwa die sofortige Öffnung der Gastronomie gefordert. Auch habe keine Wortmeldung grundsätzlich in Frage gestellt, was das Land da gerade tue.
in den kommenden Tagen werde Bayern bis Anfang März ein flexibles Instrumentarium entwickeln, besser als einen starren Stufenplan. Dann gebe es auch noch Chancen für einen Osterurlaub in diesem Jahr. Ostern sei noch völlig offen. Der Osterurlaub entscheide sich in den nächsten drei Wochen – das wäre dann Mitte März.
Auch der Präsident des bayerischen Landkreistags, Christian Bernreiter, sprach gegenüber dem BR von einem sehr offenen Austausch. Merkel habe sehr viel mitgeschrieben. Strategien für Öffnungen, Impfen und Testen sowie die finanzielle Unterstützung für die Kommunen – das waren für Bernreiter nach eigenen Angaben die wichtigsten Punkte. Es gehe bei der Öffnungsstrategie darum, Freiheit Stück für Stück zurückzugeben.
Das Wie ist eine Gratwanderung …

Das Robert-Koch-Institut ist derweil alarmiert: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen sinkt nicht mehr richtig weiter. Wissenschaftler und die Politik betrachten das mit Sorge. Möglichweise wird das Personal in Schulen und Kitas deshalb jetzt früher geimpft, hieß es heute zuvor bei einer Bundespressekonferenz.

Der Präsident des RKI, Lothar Wieler, spricht so gut wie immer in der derselben Tonlage. Ruhig und fest in der Stimme, aber klar und deutlich im Inhalt. Wenn er die Entwicklungen der vergangenen Tage und Wochen auswertet, sieht er Deutschland an einem Wendepunkt: Die Infektionszahlen stagnierten auf einem Niveau, das immer noch zu hoch sei.
Gleichzeitig steige der Anteil der britischen Virus-Mutation massiv. Das mache die Bekämpfung der Pandemie noch schwieriger. All das berichtet Wieler in sachlichem Ton, und doch macht er die Gefahr, die von den Virus-Mutanten ausgeht, deutlich.
Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht den steigenden Anteil der britischen Virus-Variante mit Sorge, die Seitwärtsbewegung der Fallzahlen mahne zur Vorsicht, sagte Spahn. Man dürfe Erreichtes nun nicht verspielen, warnte der Gesundheitsminister, auch wenn das Ende des Lockdowns so sehr greifbar erscheine.

Quelle: BR