Pro salute omnium – Zum Wohle aller. Privatdozent Dr. Christoph Knothe lag immer eine menschliche und die Menschenwürde respektierende Medizin am Herzen. Nach 19 Jahren als Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Rosenheim, nach sechs Jahren Medizinischer Direktor der vier RoMed-Häuser in Rosenheim, Bad Aibling, Wasserburg und Prien, zunächst neben der Chefarzttätigkeit, die letzten drei Jahre in Vollzeit, hat sich Privatdozent Dr. Knothe jetzt in den Ruhestand verabschiedet.

Nach dem Studium der Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München entschied sich der geborene Münchener sehr schnell für das junge, aufstrebende Fach Anästhesie und begann seine berufliche Laufbahn im Bundeswehrkrankenhaus München. Weitere Stationen waren das Zentralklinikum in Augsburg, das Klinikum Fulda und schließlich die Uniklinik in Gießen, wo er sich habilitierte. Von dort machte er zusammen mit seiner Familie den Sprung gewissermaßen zurück in „heimische Gefilde“ ans Klinikum Rosenheim.
 

Ein Gespräch mit dem scheidenden Direktor:

Herr Dr. Knothe, Sie haben viele Entwicklungen in der Medizin in den fast 40 Jahren in verschiedenen Kliniken hautnah erlebt. Welche haben Sie besonders beeindruckt?
Vielleicht zuerst eine Entwicklung aus meinem eigenen Fachgebiet. Zu Beginn meiner Tätigkeit waren Patienten nach der Narkose den ganzen Tag müde und schläfrig. Heute ist es fast schon selbstverständlich, dass Patienten auch nach größeren Operationen wach und fit genug sind, Zeitung zu lesen – und dann auch noch wissen, was in der Zeitung stand.
Eine weitere wichtige Veränderung hat es im Bereich der operativen Fächer gegeben. Nur ungern denke ich an die großen, blutigen, „ultraradikalen“ Eingriffe zurück, die zu Beginn meiner Karriere gang und gäbe waren. Heute gilt die maximal schonende „Schlüsselloch-Chirurgie“ als Maß der Dinge.
Und schließlich hat sich das Arzt-Patienten-Verhältnis radikal gedreht, was ich persönlich sehr begrüße. Zu Beginn meiner Tätigkeit waren Ärzte noch vielfach „Halbgötter“, die paternalistisch entschieden, was für einen Patienten gut war und welche Informationen er über seinen eigenen Krankheitszustand erhielt. Heute, seit dem Patientenrechtegesetz von 2013 auch rechtlich fixiert, ist das Idealbild zwischen Arzt und Patient eine partnerschaftliche Beziehung mit einem informierten Patienten auf Augenhöhe. Allerdings heißt das auch, dass der Patient mehr Verantwortung für sich selbst übernehmen muss.
 
Wie haben Sie 2009 die Fusion der vier RoMed-Kliniken erlebt und wie bewerten Sie den Zusammenschluss heute?
Nach wie vor bewerte ich den Zusammenschluss als ausgesprochen wertvoll. Er verhindert unsinnige Konkurrenz und ermöglicht eine wohnortnahe Versorgung mit vernünftiger Verteilung von Ressourcen. Gerade die aktuelle Corona-Krise hat einen großen Schub bei der Klinik-übergreifenden Zusammenarbeit gebracht. Allerdings können Veränderungen nicht erzwungen werden und benötigen Zeit.
 
Sie waren seit 2017 hauptberuflich Medizinischer Direktor, nebenberuflich bereits seit 2014. Was war Ihre Motivation dafür?
Als Anästhesist ist einem rasch klar, wie wichtig ein gut geregelter OP-Ablauf und eine gute Kommunikation nicht nur für die Klinikmitarbeiter, sondern vor allem auch für die Qualität des Heilungsverlaufs sind. Allen Beteiligten, den verschiedenen operativen Disziplinen, den Pflegekräften und den Ärzten werden hierbei immer wieder zum Teil auch schmerzliche Kompromisse abverlangt. Was für den Teilbereich des OP gilt, gilt natürlich im gleichen Maße für den gesamten Klinikbetrieb. Qualität muss immer hart erarbeitet werden.
 
Was wünschen Sie dem Klinikverbund?
Die Auswirkungen des demografischen Wandels, die anstehende Umorganisation der Klinikfinanzierung, natürlich aktuell die Beherrschung der Corona-Krise und ihrer Folgen – es gibt genug zu lösen und ich wünsche allen Berufsgruppen, dass sie mit Schwung, Zähigkeit und eigener Lebensfreude nach dem Motto „pro salute omnium“ den maximal möglichen Nutzen für alle schaffen.
 
… und jetzt der Ruhestand. Geht das überhaupt? Was haben Sie für Pläne?
Einfach mal die sogenannte Work-Life-Balance in Richtung „Life“ verschieben.
 

So wie der Wechsel ins neue Jahr unspektakulär und fast ohne Feuerwerk verlief, war auch seine Verabschiedung coronabedingt ziemlich leise. Im Kreise seiner engsten Kolleginnen und Kollegen dankten Geschäftsführer Dr. Jens Deerberg-Wittram und Ärztlicher Direktor Dr. Hanns Lohner dem angehenden Ruheständler für seinen großartigen beruflichen Einsatz und die ausgezeichnete Zusammenarbeit und wünschten ihm für die Zukunft alles Gute, weiterhin Tatkraft und persönliches Wohlergehen.