Christian Stadler (Wasserburger Grüne) zur Äußerung von Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter

Für Riesenwirbel sorgte die Äußerung von Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter, wonach Ein-Parteien-Häuser angesichts der „gigantischen Wohnungsnot“ zu viel Fläche verbrauchen. Von neuer Verbotskultur war bei den Kritikern die Rede, von „bevormunden“ und „enteignen“. Eine berechtigte Kritik? Stadtrat Christian Stadler stellt klar: „Es wird natürlich weiter Einfamilienhäuser geben.“ Allerdings nur noch in Kombination mit Mehrfamilienfamilienhäusern.
Auslöser der „Verbotsdebatte“ war der Grünen-Politiker Michael Werner-Boelz, der für den Hamburger Stadtbezirk Nord in Einklang mit dem rot-grünen Koalitionsvertrag der Hansestadt für den Neubau von Einfamilienhäusern keine neuen Bebauungspläne mehr ausweisen wird. Auf der gleichen Grundfläche könnte angesichts der Wohnungsnot deutlich mehr Menschen mit einem Mehrfamilienhaus ein Zuhause geboten werden, so der Bezirkschef. Ein Vorgang, hinter den sich inhaltlich auch der Vorsitzende der grünen Bundestagsfraktion Hofreiter stellte.
Die Welle der Empörung ließ nicht lange auf sich warten. So wolle die alternative Partei den Menschen den Traum vom Eigenheim madig machen, hieß es, von einem gestörten Verhältnis zum Eigentum und zur Lebensrealität war die Rede. „Eine künstlich generierte Aufregung“, sagt dazu Christian Stadler, der für die Stadt auch im Bauausschuss sitzt, „die Grünen wollen nichts verbieten.“
Wegen der Grundstücksknappheit und der vorherrschenden Wohnungsnot in Hamburg sei es für Stadler nachvollziehbar, dass dort bei der Entstehung von Neubaugebieten keine Einfamilienhäuser mehr gebaut werden. „Ja, das ist ein Einschnitt.“ Anders in Wasserburg. „Im unbeplanten Innenbereich ist ein Einfamilienhaus weiter zulässig, sofern es sich in die nähere Umgebung einfügt“, so Stadler.
Wenn allerdings die Stadt neues Bauland ausweist, richtet sie sich nach den Richtlinien des Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzeptes (ISEK), das für Wasserburg erarbeitet wurde. Auch die Kommune spürt den enormen Siedlungsdruck, auch hier sind Flächen knapp. Deshalb wird es auch die Dichtestufe 1 mit reinen Einfamilienhäusern nicht mehr geben, sondern nur noch in Verbindung mit der Dichteform 2 – also Einfamilienhäuser in Kombination mit beispielsweise Doppelhaushälften oder Dreispännern. „Das ist übrigens Konsens über alle Parteien hinweg“, bemerkt Stadler, „genauso wie sich die Fraktionen zu bezahlbarem Wohnraum bekennen.“
Umgesetzt hat die Stadt dieses Konzept, das Wohnraum für bis zu 126 Bewohner je Hektar Wohnbaufläche vorsieht, bereits in Reitmehring auf dem Areal südlich der Schmiedwiese und an der Maria-Schell-Straße, wo es neben dem klassischen Einfamilienhaus auch andere Behausungen gibt.
„In Babensham, mit einem Viertel der Einwohner Wasserburgs, aber eine drei Mal größeren Fläche, ist es eher unproblematisch, wenn der Gemeinderat es so ausweist, Einfamilienhäuser zu bauen“, weist Stadler auf den knappen Baugrund in Wasserburg hin. Die Stadt habe sich deshalb auf das ISEK-Konzept festgelegt.