Was macht der Lockdown mit den Gastro-Beschäftigten? Zwei Kellnerinnen berichten

Beide bringen sie 20-jährige Erfahrung all Bedienung mit, beide sind 48 Jahre alt, alle zwei arbeiten neben- oder hauptberuflich im sozialen Bereich und beide vermissen den Kontakt zu ihren Gästen. Aber in einem Punkt unterscheiden sich Monika Eckert und Sonja Beyer: Während Beyer durch ihren Hauptjob abgesichert ist, trifft das derzeitige Gastro-Aus Eckert deutlicher. Die Wasserburger Stimme hat mit beiden Kellnerinnen gesprochen.
Seit 1992 ist Monika Eckert aus Kroit bei Soyen hauptberuflich Bedienung. Zuletzt war sie im Brauereigasthof Forsting tätig. Dort hat sie das letzte Mal am 2. November 2020 serviert und ging in Kurzarbeit. Davon war Eckert bereits von März bis Ende Juni des Vorjahres betroffen. „Von Juli bis Oktober lief es dann wieder ganz normal“, blickt die Kroiterin zurück. Bis durch die Corona-Beschränkungen erneut die Gastronomie geschlossen wurde.
„Ich wollte aber nicht zu Hause sinnlos herumsitzen“, berichtet die Mutter zweier Kinder, Und so kam es, dass sie sich bei der Stiftung Attl beworben hat und prompt als Mitarbeiterin im Gruppendienst für 18 Wochenstunden angestellt wurde. Allerdings wurden ihr damit auch sämtliche Bezüge aus der Kurzarbeit gestrichen. „Mein Mann arbeitet ganz normal, es geht uns soweit gut“, sagt Eckert. Sie denkt allerdings an etwa Alleinerziehende, für die die Lage schwierig sei.
Auf der anderen Seite freut sich Monika Eckert, dass sie eine Beschäftigung gefunden hat, die sie sehr erfüllt. „Sollte ich bald wieder als Kellnerin arbeiten können, möchte ich auf jeden Fall einen Tag in Attel behalten“, betont sie. Auch ein wenig zur Sicherheit: Denn das ständige Umherlaufen mit Tabletts spürt sie mittlerweile in den Beinen. „Trotzdem fehlt mir die Bewegung und ich vermisse den Kontakt zu Gästen und Kollegen“, sagt die gelernte Hotelfachfrau ein wenig wehmütig.
 
Diese Gefühlslage teilt sie mit Sonja Beyer. „Wir waren sowas wie eine kleine Familie, mir fehlen die Leute, die Atmosphäre“, meint die Pfaffingerin, die seit drei Jahren aber keine hauptberufliche Kellnerin mehr ist. Als Nebenjob bediente sie ausschließlich in Festzelten wie auf dem Wasserburger Frühlingsfest, in Erding oder bei kleineren Volksfesten. Das ist vorbei seit letzten März.
Finanziell ist für sie die Situation „ned so tragisch“, denn hauptberuflich ist sie Leiterin in einer Hauswirtschaftsgruppe in der Steinhöringer Einrichtung für behinderte Menschen. Auch der Gastgewerbeassistentin – das Pendant zur Hotelfachfrau, denn Beyer ist Österreicherin – liegt das Kellnern im Blut. Sonja Beyer: „Sobald das wieder geht, kehre ich im Nebenjob zurück ins Bierzelt.“
 
Archivfoto vom Wasserburger Frühlingsfest: MP