Wasserburger Konvoi nach knapp 48 Stunden zurück – Viele emotionale Momente

Rund 4.500 Kartonagen, knapp 700 Säcke Kleidung und etwa fünf Tonnen Lebensmittel – in einem wahrhaften Kraftakt haben die Fahrer von 37 Lastwagen, Sattelschleppern und Einsatzfahrzeugen unter der Führung der Wasserburger Feuerwehr gemeinsam mit dem Kreisbrandrat und vielen Feuerwehren aus dem Landkreis in nicht mal zwei Tagen die Hilfsgüter ins Erdbebengebiet nach Kroatien geliefert und direkt vor Ort entladen und verteilt. Und: Alle 106 Helfer sind wohlbehalten zurückgekehrt und wurden noch am frühen Montagmorgen negativ auf Corona getestet.

„Entscheidend ist für uns, dass die Hilfe direkt ohne Umwege oder Verwaltungsaufwand 1:1 bei den Menschen angekommen ist!“ Stefan Gartner, Sprecher der Wasserburger Floriansjünger, ist noch etwas müde nach der Aktion. Zieht aber voller Stolz eine großartige Bilanz der vergangenen Stunden. „Weil es zunächst etwas chaotisch ablief, man mit der örtlichen Polizei offenbar aneinander vorbei geredet hat, haben wir kurzfristig umdisponiert und die Güter in Absprache mit den kroatischen Feuerwehrlern und Bürgermeistern an verschiedenen Brennpunkten entladen“, sagt Gartner.
Voll des Lobes ist er für den Kommandanten der Wasserburger, Niko Baumgartner, bei dem alle Fäden zusammenliefen und der die Lage souverän meisterte. „Und das mit noch nicht mal 30 Jahren.“ Natürlich war auch Kreisbrandrat Richard Schrank maßgeblich an der  Organisation beteiligt, „ohne dessen kompetente Unterstützung hätte vieles nicht so einfach geklappt. Die Kontakte ins Zielland und die Sprachkenntnisse von Josip Zilic haben es zudem ermöglicht, dass der Trupp sich frei bewegen konnte.“
 
Stefan Gartner erinnert sich an sehr emotionale Augenblicke. „Als wir in einer Gemeinde abgeladen haben, kamen uns unter anderem viele Frauen zu Hilfe.“ Einige von ihnen mussten immer wieder weinen. „Es war ein Deja-vu-Erlebnis“, sagt Gartner. Denn vor etwa 30 Jahren, als der Krieg im ehemaligen Jugoslawien ausbrach und die Menschen verzweifelten, waren es schon einmal deutsche Helfer, die die ärgste Not linderten. „So wie es heute auch ist – Deutschland steht an unserer Seite“, meinte eine kroatische Ärztin. Die kroatischen Feuerwehrmänner haben ebenfalls kräftig mitangepackt.“ Wir sind eben aus einem Holz geschnitzt“, denkt Gartner an die Kameraden zurück.
Gegen 19 Uhr machte sich der Konvoi am gestrigen Sonntag schließlich auf den Rückweg. Die Zeit drängte, denn nach 48 Stunden hätten alle Beteiligten in Quarantäne müssen. Wieder war es Josip Zilic, der die Fahrzeuge bei trüber Straßenbeleuchtung und über schlechte Verkehrswege auf die Schnellstraßen zur Autobahn lotste. Staus an den Grenzübergängen lösten kroatische und slowenische Polizisten mit Blaulicht und Martinshorn energisch auf, sodass freie Fahrt für den Konvoi herrschte. Etwa alle 30 Minuten lösten sich die Fahrer, die allesamt kaum geschlafen hatten, am Steuer ab. „Obwohl uns die Arbeit in den Knochen steckte, haben alle äußerste Disziplin bewiesen“, betont Gartner.
 
Gegen 6 Uhr morgens wurde schließlich Bernau erreicht. Dort wurden die Männer einem Corona-Schnelltest unterzogen, der in jedem Fall negativ war.
 
Und als der Morgen dämmerte, konnte auch der letzte der Helfer den wohlverdient Schlaf finden…
CF
Foto: Geschafft – nach dem Corona-Schnelltest in Bernau geht’s endlich heim nach Wasserburg: Maximilian Labsch, Erol Coskun und Stefan Gartner (von links).
 

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