Beim großen Herbstkonzert des Chiemgau-Orchesters begeisternder Beifall

Der König-Ludwig-Saal in Prien war voll besetzt, als jetzt das Chiemgau-Orchester sein diesjähriges Herbstkonzert gab. An der Abendkasse mussten sogar noch etliche Interessenten nach Hause geschickt werden, zum großen Bedauern der Veranstalter.

Dieses Mal wartete das Orchester unter der Leitung von Matthias Linke – bestehend aus Laienmusikern aus der Region und unterstützt von einigen Profis – mit einem besonders attraktiven Programm auf.

Als Solokonzert erklang das selten aufgeführte Harfenkonzert des russischen Komponisten Reinhold Glière. Wunderbar anzuhören war das virtuose Spiel der Harfenistin Verena Meurers-Zeiser (Foto oben), die die spätromantische Komposition mit atemberaubender Fingerakrobatik und behutsamen Akzentuierungen dem Publikum nahebrachte. Man sollte sich ihren Namen merken …

Mal bezauberte sie durch liebliche, verspielte Melodien, die Glière der russischen Volksmusik abgelauscht hatte; mal griff sie ins Volle ihres Instruments, um die furiosen Läufe kraftvoll mit dem Orchesterklang zu verbinden. Dieses war durch die komplexe Komposition durchaus herausgefordert, meisterte seine Aufgabe aber mit begeisternder Musizierfreude

Den Auftakt bildete Maurice Ravels ‚Boléro‘, ein mitreißender ‚Welthit‘, der vor allem durch seine provokative Gleichförmigkeit bei gleichzeitiger drängender Spannungssteigerung besticht. Die Basis legte Schlagzeuger Valentin Holzner, der seelenruhig und präzise vom Anfang bis zum Schluss den schlichten, stets wiederkehrenden Rhythmus angab.

Insgesamt 18 Mal erklang dazu eine eingängige Melodie, die in wechselnder Besetzung zunächst von einzelnen Blasinstrumenten, dann zunehmend durch das gesamte Orchester gestaltet wurde. Das ursprünglich als Tanz komponierte Stück wurde dabei vom Dirigenten von zunächst leisen Tönen (zart begleitet von den Pizziccati der Streicher) bis zum monumentalen Klangrausch des Finales geführt.

Nach der Pause stand dann eine der schönsten Sinfonien Ludwig van Beethovens auf dem Programm – die ‚Dritte‘, die ‚Eroica‘. Ursprünglich sollte sie dem von Ludwig van Beethoven verehrten Napoleon gewidmet werden („intitolata Bonaparte“) Als dieser sich aber 1804 selbst zum Kaiser ernannte, war Beethoven so verärgert, dass er die Widmung wütend aus der Partitur herausradierte. Heroische Klänge ertönen vor allem im langsamen zweiten Satz, dem ‚Trauermarsch‘, den das Orchester mit viel Sensibilität und fast meditativ interpretierte.

In den schnelleren Sätzen war manche technische Schwierigkeit zu meistern, aber Matthias Linke wählte moderate Tempi (die der Sinfonie gut bekommen), so dass insgesamt das Zusammenspiel zwischen den Bläsern und den Streichern, von wenigen verzeihlichen Ausnahmen abgesehen, sehr überzeugend gestaltet werden konnte.

Das Publikum belohnte die Musiker mit einem tosenden Beifall und erklatschte sich eine Zugabe. Sehr schön, dass hierfür noch einmal die hervorragende Harfenistin mit in Aktion treten konnte: Gespielt wurde der Blumenwalzer aus der Suite ‚Der Nussknacker‘ von Peter Tschaikowsky – ein heiterer Ausklang, der Lust auf mehr machte.

Tipp: In Kürze ist ein Kammerensemble des Chiemgau-Orchesters wieder zu hören – am 12. Dezember findet um 19 Uhr im Priener Chiemsee-Saal ein festliches Adventskonzert statt – mit Werken von Torelli, Telemann und Vivaldi und wieder unter Leitung des Dirigenten Matthias Linke, der dieses Mal auch als Solotrompeter auftritt.

Freuen kann man sich auch darauf, dass die Gambistin Annalisa Pappano als Solistin mit dabei sein wird.

CL

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