Wo Bewohner „verstehen und verstanden werden“

Betreuungshof Rottmoos für Hör- und Sprachgeschädigte seit stolzen 70 Jahren

Auf stolze 70 Jahre kann der Betreuungshof Rottmoos heuer blicken. Seit 1955 betreibt der BLWG – der Fachverband für Menschen mit Hör und Sprachbehinderung – im ehemaligen Riedmeierhof am westlichen Stadtrand Wasserburgs dieses Haus für Hör- und Sprachgeschädigte.  

Der Betreuungshof Rottmoos bietet 44 Wohnplätze für Frauen und Männer, verteilt auf vier Wohngruppen. Es werden verschiedene Wohnformen angeboten. Und in einem Nebengebäude, der sogenannten „Villa Taube“, finden Bewohner im Rentenalter eine Beschäftigung als tages-strukturierende Maßnahme.

Das Wichtigste ist dem Verband und seinem Team vor Ort unter der Leitung von Michael Liebold: Den Bewohnern ein Zuhause zu bieten, wo sie „verstehen und verstanden“ werden. Das Personal ist entsprechend geschult, um einen Ort zu schaffen, an dem sich jeder der Bewohner wohlfühlt. Durch Geborgenheit, menschliche Wärme, sensible Betreuung.

Hauptziel ist es, den Bewohnern ein selbstbestimmtes Leben durch Förderung der Selbstständigkeit zu ermöglichen. 

Viel hat sich getan auf dem Gelände vom ehemaligen Riedmeierhof am Rand von Wasserburg seit dem November 1955, als die ersten Gehörlosen an diesem Ort ihr neues Zuhause gefunden haben. Viele Menschen haben diesen besonderen Ort geprägt und 70 Jahre später kann man wahrlich stolz sein auf den Betreuungshof Rottmoos .

Durch Umbauten, Neubauten und Modernisierungen konnte der Verein als Fachverband die räumlichen Anforderungen an ein behindertengerechtes Wohnen verwirklichen.

Um zu verstehen, was hier in den letzten sieben Jahrzehnten geschehen ist, ein kurzer Abschnitt unserer Historie:

>1955 – der Bayerische Landesverband für die Wohlfahrt Gehörgeschädigter eröffnet einen Fürsorgehof für „wirtschaftlich unselbstständige, männliche Hör- und Sprachgeschädigte“ – Karl Engelmann (Taubstummenlehrer) holt Gehörlose aus Psychiatrien und anderen Einrichtungen

Ein ehemaliger Bewohner, der leider in diesem Jahr verstorben ist, zog dann am 3. November 1955 ein.

Koni (Konrad Reisböck) hat man das Wissen über das Leben in Rottmoos in den Anfangszeiten zu verdanken. Ein Zeitzeuge, der auch mit seinen Fotos die Erinnerungen an frühere Zeiten aufrechterhält.

> Das Ehepaar Zimmermann leitet den Fürsorgehof über 30 Jahre

>1971 – die Nutzungsvereinbarung wird in ein Mietverhältnis umgewandelt und mündet 1983 in ein Erbbaurecht, welches 1966 noch einmal erweitert wird.

>1992 – nach dem Ruhestand des Ehepaars wird Personal eingestellt, welches Erfahrung im Umgang mit behinderten Menschen hat

> Seit 1997 gibt es eine Tagesstruktur (Villa Taube) – zunächst im Haus 19 auf dem Gelände vom Inn-Salzach-Klinikum – 2004 Umzug damit dann nach Rottmoos in den ehemaligen Stadl, der 2014 erweitert wurde, um allen Bewohnern nach dem Erwerbsleben Beschäftigung und einen Platz zum Wohlfühlen im zweiten Lebensabschnitt zu bieten

>1998-2000 – das Gebäude wird erweitert und den neuen Standards entsprechend umgebaut.

Jeder Bewohner bekommt ein Einzelzimmer mit Nasszelle und somit den wichtigen Raum für Privatsphäre.

> Seit 2000 wohnen auch Frauen in Rottmoos – seit 2012 gibt es auch Ehepaare

>2006 – Gründung des Fördervereins Rottmoos

> 2011 wird die neue (Ohr-) Kapelle eingeweiht, die der großzügigen Unterstützung durch den Förderverein zu verdanken ist  Sie ist ein wichtiger Ort der Ruhe und um den Verstorbenen zu gedenken.

>2012 Bau einer Außenwohngruppe – Rottmoos verfügt nun über fünf Wohnbereiche und hat Platz für 51 Bewohner

Barriere-Freiheit 

In den letzten Jahren wurden in fast allen Bereichen Automatiktüren eingebaut und gute Lichtverhältnisse geschaffen, die durch eine geplante Umrüstung auf LED nun verbessert werden sollen …

>seit 2014 verfügt Rottmoos über einen Fachdienst

>seit 2015 gibt es eine Gartengruppe, die sich um unsere Außenanlagen kümmert

> 2020 beginnt mit der Corona-Pandemie eine schwere Zeit für den Betreuungshof … eine Zeit der Ohnmacht, der Trauer … eine Zeit, die niemand in Rottmoos vergessen wird, aber die vor Augen führte, wie wichtig es ist, dass alle füreinander da sind.

>2025 wurde mit dem Bau einer Photovoltaikanlage ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz geleistet

Gerne begrüßt der Betreuungshof interessierte Bürger im Rahmen des jährlichen Sommerfestes – auch 2026 wieder – oder bei (Ohr-) Kapellen-Führungen, die durch den Förderverein organisiert werden.

Und auch in diesem Jahr ist der Förderverein Rottmoos ab dem kommenden Wochenende auf dem Wasserburger Christkindlmarkt vertreten: Diverse Handarbeiten und vor allem selbstgestrickte Socken in vielen Farben und verschiedenen Größen warten – alle handgestrickt, maschinenwaschbar … Standlplatz: Hütte Nummer 2 in der Frauengasse.

Foto: Presse Betreuungshof