An der BOS Wasserburg sind die Unterrichtsmaterialien schon im Einsatz
Seit Ende 2024 sind sie fertig: die Europass-Unterrichtsmaterialien für die Berufsorientierung und das Bewerbungstraining ab Klasse 8. Entwickelt wurden sie vom Nationalen Europass Center (NEC) in Zusammenarbeit mit der Eduversum GmbH. Sie umfassen eine Handreichung für Lehrkräfte, fünf Arbeitsblätter zu den wichtigsten Tools des Europass-Portals sowie drei interaktive Übungen. Wie die Materialien im Unterricht eingesetzt werden können, zeigt das Beispiel von Florian Geiser, der an der Beruflichen Oberschule Wasserburg (FOS/BOS Wasserburg) in insgesamt acht Unterrichtseinheiten mit den Materialien gearbeitet hat.
Inhaltlicher Schwerpunkt waren dabei die Themen Lebenslauf und Anschreiben. „Als ich erfahren habe, dass es die neuen Unterrichtsmaterialien zum Europass-Portal gibt, war mir schnell klar, dass ich damit arbeiten werde“, sagt Florian Geiser, der in den Fächern Englisch, Geschichte sowie Politik und Gesellschaft unterrichtet. Zuvor hatte er bereits mit selbst erstellten Materialien gearbeitet und seinen Schülern stets nahelegt, den Lebenslauf-Editor des Europass-Portals bei ihren Bewerbungen zu nutzen. Konkret eingesetzt hat er die Unterrichtsmaterialien nun in einer zehnten Klasse, die sich gerade auf Praktika in Klasse 11 bewarb. „Es ging vor allem darum, deutlich zu machen, wie ich das Europass-Portal nutzen kann, um mich professionell zu bewerben“, so Geiser, der das Ganze am Ende des Schuljahrs im Englisch-Unterricht einbaute und dabei zugleich das Thema Sprache aufgriff.
Ein Impuls für die Nutzung des Portals
Da das Europass-Portal in mehr als 30 Sprachen zur Verfügung steht, ermöglicht es den Schülern, nicht nur in Deutschland, sondern international aktiv zu sein. Hinzu kommen Tools zur Selbsteinschätzung von digitalen Kompetenzen und Sprachkompetenzen, die auf den jeweiligen europäischen Referenzrahmen basieren, sowie Informationen zum Lernen und Arbeiten in Europa. Das sind laut Geiser gute Argumente, die für eine Arbeit mit Europass im Unterricht sprechen. Dabei sei es ihm wichtig, die Lernenden über den Lebenslauf-Editor und die Arbeitsblätter zur Nutzung des Europass-Portals zu animieren. Seine Begründung: „Da gibt es etwas von der Europäischen Union, das wir auch im Erasmus+-Programm verwenden. Damit könnt ihr euren Lebenslauf und euer Anschreiben erstellen – ein Angebot, das ihr im Berufsleben sicher noch brauchen könnt.“ „Die meisten Schülerinnen und Schüler kennen verschiedene Masken oder Programme, die es online gibt“, berichtet der 48-Jährige, „zumindest was den Lebenslauf betrifft“. Er will auch verdeutlichen, dass hinter dem Europass-Portal kein kommerzielles Unternehmen stehe, sondern die Europäische Union. Das bedeutet, dass die Plattform werbefrei und die Datensicherheit hoch ist – ein Thema, das gerade im schulischen Kontext enorme Bedeutung hat. Vor Beginn der konkreten Arbeit mit den Materialien im Unterricht empfiehlt Geiser, sich mit dem Nationalen Europass Center (NEC) abzustimmen, vor allem, wenn viele Schülerinnen und Schüler das Portal gleichzeitig nutzen wollen.
Konkrete Arbeit zu Lebenslauf und Anschreiben
Konzeptionell gestaltete Geiser den Einstieg in die Unterrichtseinheiten über allgemeine Aufgaben in Partnerarbeit, sodass die Schüler die Möglichkeiten des Portals kennenlernen konnten. Anschließend setzten sie sich in Gruppenarbeit mit dem Thema Stellenanzeige und dem Herausarbeiten der eigenen Kompetenzen auseinander. Bevor es an die konkrete inhaltliche Arbeit ging, erläuterte Geiser zudem die Funktionen des Lebenslauf-Editors. Er empfiehlt, dafür ein wenig Zeit zu investieren, damit die „Basics“ klar sind und die Schülerinnen und Schüler das Erlernte unmittelbar in der Online-Maske für den Lebenslauf umsetzen können. Das erfolgte dann – ebenso wie die Arbeit am Anschreiben – anhand der Arbeitsblätter, die Teil des Materialienpakets sind und über konkrete Arbeitsaufträge zum Ziel führen. Geiser unterstreicht: „Das Gute daran war, dass wir am Ende ein Produkt hatten, das im Klassenzimmer vorgestellt und diskutiert wurde: den individuellen Lebenslauf und das jeweilige Anschreiben. So haben die Schülerinnen und Schüler das Gefühl, etwas Konkretes in der Hand zu haben, mit dem sie weiterarbeiten können.“ Natürlich hätten einige von ihnen gerade beim Anschreiben Künstliche Intelligenz (KI) zu Hilfe genommen. Das sei prinzipiell ok, sollte jedoch im Unterricht thematisiert werden, gerade unter dem Aspekt der persönlichen Note.
Das Fazit fällt positiv aus
Fragt man Florian Geiser nach seinen Erkenntnissen aus der Arbeit mit den Unterrichtsmaterialien, so bekräftigt er: „Mit den Materialien und vor allem den Arbeitsblättern liegt ein professionelles Werkzeug vor, das eine solide Grundlage bildet, um den Unterricht vorzubereiten und durchzuführen. Wer die Arbeitsblätter nutzt, lernt parallel auch das Portal kennen und entdeckt Schritt für Schritt die Möglichkeiten, die dieses bietet. Als Lehrer halte ich es für wichtig, eine Idee zu entwickeln, wie man sich dem Thema didaktisch annähern kann – auch unter Berücksichtigung von Themen wie KI. Dies hat sich gerade beim Kapitel Anschreiben als gutes Training erwiesen.“ Er würde anderen Lehrenden die Arbeit mit den Materialien auf jeden Fall empfehlen und gibt dazu zwei Tipps: Zum einen sollte stets auf ein konkretes Produkt als Ergebnis des Prozesses hingearbeitet werden, zum anderen sollten sich die Lehrenden Zeit nehmen, das Portal und den Lebenslauf-Editor selbst kennenzulernen und am besten sogar auszuprobieren. Hier wäre externe Unterstützung sicherlich hilfreich, beispielsweise durch eine Schulung oder ein Tutorial. Über ein solches Angebot – eine Schulung zum Europass-Portal – ist Geiser selbst auf Europass aufmerksam geworden. Seitens der Schüler war das Interesse an den Unterrichtseinheiten groß. Sie lobten vor allem die strukturierte Vorgehensweise und die Möglichkeit, eine einmal abgespeicherte Datei jederzeit weiterbearbeiten zu können. Die meisten von ihnen gaben an, auch künftig mit dem Europass-Portal arbeiten zu wollen, ein Teil der Schüler hat sich dort bereits fest registriert. Lediglich hinsichtlich der Layoutversionen der Lebensläufe – aktuell stehen vier Vorlagen sowie verschiedene Farben und Schriftgrößen zur Verfügung – wünschten sich einige Lernende mehr Gestaltungsspielraum in Sachen Individualität und Kreativität – ein Aspekt, den Geister gerne als Tipp für die Weiterentwicklung des Portals anbringt.
Fortsetzung folgt
An der FOS/BOS Wasserburg arbeitet man auch im neuen Schuljahr mit den Unterrichtsmaterialien. Die Geschichte von Europass reicht hier bis ins Jahr 2016 zurück. In diesem Jahr wurde der Europass Mobilitätsnachweis an der FOS/BOS eingeführt, um die Kompetenzen zu dokumentieren, die Schüler im Rahmen eines Auslandspraktikums erworben hatten. Geiser und sein Team haben den Prozess vor neun Jahren auf den Weg gebracht, heute ist die FOS/BOS eine in Erasmus+ akkreditierte Berufliche Oberschule, die mit Partnern in zahlreichen europäischen Ländern zusammenarbeitet.
Florian Geiser selbst hat zum Schuljahr 2025/2026 die Schule gewechselt – ein Schritt, der bereits lange geplant und abgestimmt war. Dazu Geiser: „Ich unterrichte nun an einem allgemeinbildenden Gymnasium, wo die Verknüpfung von Schule und Beruf natürlich weniger stark ausgeprägt ist. Es ist aber auch dort so, dass der europäische Arbeitsmarkt ein Thema ist. Zudem hat auch die neue Schule ein europäisches Austauschprogramm. Da lassen sich der Europass und die Unterrichtsmaterialien bestimmt in verschiedenen Kontexten einsetzen.“
Die Unterrichtsmaterialien stehen kostenlos zur Verfügung unter: https://www.europassinfo.de/bildungseinrichtungen/europass-im-unterricht/unterrichtsmaterialien.
Infomaterial zu Europass gibt es unter: https://www.europassinfo.de/infothek/publikationen.
Europass ist ein kostenloser Service der EU für das Lernen und Arbeiten in Europa. Er hilft beim Erstellen von Bewerbungsunterlagen, bei der Karriereplanung sowie der Dokumentation von Kompetenzen und dem Vergleich von Qualifikationen. Europass besteht aus dem Europass-Portal, das u.a. Tools für Bewerbung und Jobsuche sowie zur Selbsteinschätzung von Kompetenzen bietet, aus den Europass Dokumenten Mobilitätsnachweis, Europass Zeugniserläuterungen und Diploma Supplement sowie aus den European Digital Credentials for Learning, einer digitalen Infrastruktur, mit der fälschungssichere digitale Zeugnisse ausgestellt, überprüft, gespeichert und geteilt werden können.
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