Acht der Verstorbenen waren in Heimen betreut worden - Der 14-Tage-Bericht des Landratsamtes - „Infektionsgeschehen mit voller Wucht in den Kliniken"

Die einen Experten sagen, die Zahlen liegen aufgrund der immensen Dunkelziffer eigentlich drei Mal so hoch – die anderen meinen, mindest doppelt so hoch: Was genau das aktuelle vorliegende Zahlenwerk zur Corona-Pandemie in der Heimat tatsächlich aussagt, liegt seit Monaten im Dunst. So manch Infizierter lässt sich nicht mehr per PCR testen und somit registrieren.

Aber heute jedenfalls gibt es wieder den offiziellen 14-Tage-Bericht des Landratsamtes. Und darin werden mit Blick auf die Gemeinden zum Beispiel diese Zahlen gemeldet: In Soyen nun 102 Corona-Fälle aktuell, in Edling 95 Fälle, in Wasserburg 223 Fälle.

Große Sorge bereitet das im Gesundheitsamt: Seit dem letzten COVID-19-Lagebericht wurden der Behörde elf verstorbene Personen gemeldet – neun im Landkreis, zwei in der Stadt Rosenheim. Vor zwei Wochen war es ’nur‘ ein Corona-Todesfall innerhalb 14 Tagen gewesen …

Von den neu gemeldeten, verstorbenen Personen waren acht in einem Heim betreut worden.

Der Landkreis beklagt nun 773 Corona-Todesfälle seit dem Beginn der Pandemie.

Situation in den Heimen:

In den Heimen in Stadt und Landkreis ereigneten sich bei Bewohnern und Mitarbeitern weiterhin laufend Corona-Infektionen.

Aktuell bestehen Infektionsgeschehen in 24 Alten- und Pflegeheimen, zwei mehr als vor 14 Tagen – in zwei Einrichtungen ereigneten sich dabei Ausbrüche mit mehr als zehn Fällen bei Bewohnern.

Betroffen waren insgesamt 99 (vor zwei Wochen: 104) Bewohner und 44 (vor zwei Wochen: 63) Mitarbeiter.

Situation in den Krankenhäusern

Dr. Hierl, der Leiter des Gesundheitsamtes in Rosenheim, bewertet die Lage zu Corona-Patienten in den Kliniken folgendermaßen:

„Seit dem letzten Wochenbericht ist die Zahl der gemeldeten belegten Betten auf Normalstationen von Patienten mit COVID-19-Nachweis noch einmal deutlich gestiegen. Die Belegung der Intensivstationen mit positiv Getesteten blieb weitgehend konstant.

Somit sehen wir seit Anfang September einen anhaltenden Anstieg der Belegungszahlen mit positiv auf das Coronavirus getesteten Patienten auf den Normalstationen. Dies führt aufgrund der sehr aufwändigen Isolations- und Hygienebedingungen zusammen mit der krankheitsbedingten, äußerst angespannten Personalsituation im ärztlichen und pflegerischen Bereich zu einer erheblichen Belastung für den RoMed Klinikverbund.

Elektive operative Eingriffe müssen abgesagt werden. Die Zentralen Notaufnahmen sind durchgängig stark belastet.

In zwei Kliniken der Region ereigneten sich größere, nosokomiale (hausinterne, Anm. d. Red.) Ausbruchsgeschehen, die zu Aufnahmestopps in insgesamt fünf Stationen geführt haben.“

Seit dem letzten Lagebericht vor zwei Wochen wurden dem Gesundheitsamt 4.632 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim (Lagebericht zuvor: 5.667) gemeldet. Die Inzidenzen liegen aktuell im Landkreis bei gesunkenen, etwa 570 Fällen – in der Stadt Rosenheim bei gesunkenen 425 Fällen

Dr. Hierl dazu:

„Das Gesundheitsamt sieht nach der deutlichen Rosenheimer Wiesn-Welle das Infektionsgeschehen in der Region auf weiterhin hohem Niveau. Der Verlauf der Kurve der 7-Tage-Inzidenz für Stadt und Landkreis Rosenheim zeigt dabei einen leichten Rückgang seit dem letzten Wochenbericht vor zwei Wochen. Die Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu betrachten, da sie auf den gemeldeten positiven PCR-Befunden beruhen. Oftmals werden aber positive Antigentests nicht mehr durch eine PCR-Untersuchung abgesichert.

Tendenziell scheint das Infektionsgeschehen sich in den letzten zwei Wochen leicht abgekühlt zu haben, dafür ist es mit voller Wucht in den Kliniken angelangt.

Gerade die Krankenhäuser der Region stehen aufgrund der hohen Belegungszahlen zusammen mit der äußerst angespannten Personalsituation erheblich unter Druck. In den Kliniken des RoMed-Verbunds sind die Belegungsspitzen vom Dezember 2021 nahezu wieder erreicht. Bei einem weiteren ungehinderten Verlauf ist eine Überlastung der stationären Gesundheitsversorgung zu befürchten.

Dann müssten weitergehende Infektionsschutzmaßnahmen, wie die Pflicht zum Tragen von Masken in ausgewählten, öffentlich zugänglichen Innenräumen geprüft werden, um die Übertragungen in der Allgemeinbevölkerung zu reduzieren und damit den Infektionsdruck auf die Kliniken abzumildern. Allerdings haben die Kreisverwaltungsbehörden keine rechtlichen Kompetenzen, diese Infektionsschutzmaßnahmen anzuordnen. Das Gesundheitsamt wird die Lage weiter sehr genau beobachten.“

Abschließend mahnt Dr. Hierl heute: „Ich rate daher weiterhin allen Bürgerinnen und Bürgern zum Selbstschutz dringend, den eigenen Impfschutz zu vervollständigen, sich an die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln zu halten, in stark frequentierten Innenräumen – ohne Möglichkeit, Abstand zu halten – Masken zu tragen und vor Kontakt mit vulnerablen Personen einen Selbsttest durchzuführen. Das gilt insbesondere für unsere Seniorinnen und Senioren und für alle, deren Immunsystem geschwächt ist oder die an relevanten chronischen Erkrankungen leiden.“

Der Blick auf die offiziell registrierten Fallzahlen aus den Gemeinden:

Fallzahlen der Gemeinden