Ein Infizierter im Landkreis Mühldorf - „Selten, aber lebensbedrohlich" - Landrat Heimerl will Ursachen und mögliche Ansteckungswege aufklären

Das Borna-Virus ist äußerst selten, dennoch verläuft eine Erkrankung in vielen Fällen tödlich. In Deutschland ist ein neuer Fall aufgetaucht: Im Landkreis Mühldorf gibt es einen Infizierten. Das meldet das Landratsamt aktuell.

Das Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) war ursprünglich als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren in Mitteleuropa bekannt. Im Jahr 2018 wurde das Virus erstmalig als Ursache für schwere Gehirnentzündungen (Enzephalitiden) beim Menschen nachgewiesen. Insgesamt habe es bislang seitdem 40 Fälle infizierter Menschen in Deutschland gegeben.

Eine Übertragung von Mensch zu Mensch – außerhalb von Transplantationen – werde nach aktuellem Wissensstand ausgeschlossen, heißt es von Experten.

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit weist darauf hin, dass eine Übertragung nach dem aktuellen Stand der Forschung durch den Kontakt zu der Feldspitzmaus und deren Ausscheidungen erfolgen kann. Infizierte Feldspitzmäuse scheiden die Viren unter anderem über Speichel, Urin und Kot aus.

Da sich der Landkreis Mühldorf ebenso wie weite Teile Südostbayerns laut Robert Koch-Institut in einem Endemiegebiet für das Borna Disease Virus 1 befinden und im Landkreis in den vergangenen drei Jahren zusätzlich zum aktuellen Fall noch zwei weitere Erkrankungen auftraten, steht das Landratsamt Mühldorf in engem Austausch mit den Expertinnen und Experten des LGL.

Das LGL wird den aktuellen Infektionsfall in seiner laufenden Forschung zum Borna-Virus berücksichtigen. Landrat Max Heimerl setzt sich dafür ein, die bisherigen Studien zu intensivieren, um die Situation vor Ort, Ursache und die bisher nicht bekannten Ansteckungswege aufzuklären und dadurch weitere Ansteckungen zu vermeiden.

Das LGL wie auch andere Fachbehörden empfehlen grundsätzlich, den Kontakt zu Spitzmäusen und deren Ausscheidungen zu vermeiden und einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:

  • Lebende oder tote Spitzmäuse sollten nicht mit bloßen Händen berührt werden.
  • Sollten Spitzmäuse im häuslichen oder Arbeitsumfeld identifiziert werden, gilt es, ihre Nahrungsquelle herauszufinden und sie ihnen zu entziehen. Spitzmäuse akzeptieren zum Beispiel im Außenbereich angebotenes Hunde- oder Katzenfutter. Auch Komposthaufen oder andere Abfälle können durch das reiche Nahrungsangebot an Insekten für Spitzmäuse interessant sein.
  • Generell sollen Orte, an denen ein Kontakt mit den Ausscheidungen von Spitzmäusen auftreten kann, wenn möglich (auch) von spielenden Kindern gemieden werden und Arbeiten dort sollten nur unter den entsprechenden Hygiene- sowie Vorsichtsmaßnahmen erfolgen. Dies sind Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken oder generell auch in Schuppen oder andere für wildlebende Kleintiere zugängliche Gebäudeteile.
  • Spitzmäuse sollten nicht als Haustiere gehalten werden!

Weitere Informationen bietet das LGL im Internet unter:

https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/borna/index.htm

Weiterführende Informationen:

Empfehlungen für die Beseitigung von toten Spitzmäusen, Ausscheidungen und Reinigung:

  • Sollten Sie in Ihrem Wohn- oder Arbeitsumfeld tote Spitzmäuse finden (z. B. weil eine Katze diese ins Haus gebracht hat) sollten die Tierkörper sicher beseitigt und kontaminierte Flächen (Böden, Arbeitsflächen und andere Oberflächen) sorgfältig mit Haushaltsreiniger gesäubert werden.
  • Tragen Sie Gummihandschuhe und bei Staubentwicklung möglichst FFP2-Masken.
  • Nehmen Sie die toten Spitzmäuse in einer über die Hand gestülpten Plastiktüte auf, verschließen und entsorgen Sie diese mit dem Hausmüll.
  • Besprühen Sie tote Spitzmäuse und Ausscheidungen zunächst gründlich mit einem handelsüblichen Reinigungsmittel. So verhindern Sie, dass bei der Entsorgung bzw. Reinigung virusbeladener Staub aufgewirbelt wird.
  • Nach staubigen Arbeiten duschen Sie sofort (inkl. Haare waschen) und waschen Sie die benutzte Arbeitskleidung.

Woran erkennt man eine (Feld-)Spitzmaus?

Spitzmäuse haben deutlich spitzere Nasen Gesichter als echte Mäuse. Zudem zeichnen sie sich durch einen stechenden Geruch sowie relativ kleine Augen und Ohren aus. Feldspitzmäuse sind insgesamt sehr selten. Sie leben auf Brachgebieten, Straßenböschungen, Steinmauern oder unter Hecken. Sie sind scheu und nachtaktiv, Begegnungen zwischen Feldspitzmaus und Mensch sind eher selten.

Mit der Feldspitzmaus eng verwandt sind Garten- und Hausspitzmaus. Die Feldspitzmaus kann anhand ihrer zweifarbigen Färbung mit deutlicher Grenze zwischen Ober- (grau/braun) und Unterseite (weiß) von der Garten- und der Hausspitzmaus (fließender Übergang) unterschieden werden. Es ist bisher unbekannt, ob auch die Garten- oder die Hausspitzmaus BoDV-1 übertragen kann.

Besorgte Bürger können sich per Mail an Servicestelle@lgl.bayern.de wenden.