Bürgerinitiativen „Rettet die Kampenwand“ legen ihre Sichtweise dar

Über 7300 Bürger, zumeist aus dem Chiemgau, sprechen sich gegen den Neubau der Kampenwandbahn aus, weil sie dabei massive negative Auswirkungen auf die Natur und die Region sehen. Drei Bürgerinitiativen haben jetzt gemeinsam mit den Bund Naturschutz, Kreisgruppe Rosenheim, sowie dem Verein zum Schutz der Bergwelt im Landratsamt Rosenheim die Petition der Initiative „Rettet die Kampenwand“ mit der Namensliste an Landrat Otto Lederer übergeben (wie berichtet). Jetzt nehmen die Vertreter der Initiativen aus ihrer Sicht nochmals zu der Gesamtthematik Stellung.

 

90 Minuten erläuterten die Vertreter der Bürgerinitiativen und beider Vereine detailliert, warum der Ausbau sowohl aus Naturschutzaspekten als auch aus Erwägungen der Klimakrise und ihrer jetzt schon massiven Auswirkungen nicht mehr zeitgemäß ist. Dabei wurde nochmals auf Bodenerosion, Sturzfluten und erhöhte Lawinengefahr durch die Baumaßnahmen und das Setzen von 13 neuen Seilbahnstützen hingewiesen.

Ebenfalls ist eine Rodung beziehungsweise Kahlschlag im rechtlich geschützten Schutz- und Naturwald sowie der Bodenversiegelung im Tal und auf dem Berg geplant. Der temporäre Übertourismus zeige sich schon jetzt mit der bestehenden Seilbahn. Zudem würden die geplante massive Kapazitätssteigerung der Seilbahn und die Ausweitung von Sonderfahrten bis tief in die Nacht hinein ohne ausreichenden ÖPNV besonders in Aschau zu massiven Verkehrs- und Parkplatzproblemen im Priental führen, so die Vertreter der Initiative.

In dem Gespräch nahm der Landrat sehr deutlich die Position des Betreibers ein. Er verwies darauf, dass man unter den möglichen rechtlichen Rahmenbedingungen dem
Betreiber eine Genehmigung erteilt habe.

Die anwesenden Vertreter der Initiativen und der beiden anerkannten Naturschutzvereine erläuterten Landrat Lederer nochmals auf die Punkte, die gegen eine Genehmigung sprechen – wie die Rodung und Kahlschlag im Schutz- und Naturwald für die geplante Materialseilbahn, die deutliche Beeinträchtigung des streng geschützten Birkwildbestandes sowie den rechtlichen Spielraum bei den 65 Sonderfahrten anstatt der von der Regierung von Oberbayern geforderten maximal 20 Sonderfahrten für Event- und Gastronomietourismus im alpinen Raum. „Ohne Wirtschaftsförderung für Seilbahnen durch Steuergelder würde diese Art von Umweltzerstörung nicht durchgeführt. Zumal die Förderrichtlinien für kleine Skigebiete und nicht für den ausgedehnten Sommerbetrieb und den
nächtlichen Eventtourismus ausgelegt sind“, so die Vertreter der Initiativen. „Wenn man bedenkt, dass Krankenhäuser und Universitäten aufgrund der Energiekrise
gravierende Finanzierungsprobleme haben, versteht man nicht, dass über solche nicht mehr zeitgemäßen Geldtöpfe wie die Seilbahnförderung in den jetzt schon
überkommerzialisierten Alpen Steuergelder zum Fenster hinausgekippt werden.“