Zum dritten Mal wegen Corona - Die derzeitige Situation macht es unmöglich, jetzt die Planungen für September verbindlich aufzustellen

Auch in diesem Jahr 2022 wird es kein Attler Herbstfest geben! Leider.

Dabei ist das Attler Herbstfest eigentlich einmalig in der ganzen Region. Bei keinem anderen Volksfest feiern Menschen mit und ohne Behinderung vier Tage lang so ausgelassen zusammen. ‚Normalerweise‘. Deswegen schmerzt es die Vorstände Franz Hartl und Jonas Glonnegger besonders, dass sie auch in diesem Jahr – nach 2020 und 2021 – das Attler Herbstfest erneut absagen müssen.

„Die derzeitige Situation macht es uns unmöglich, jetzt die Planungen für September verbindlich aufzustellen“, nennt Franz Hartl als Grund. Nicht nur, dass Einrichtungen der Eingliederungshilfe immer noch nicht absehen können, in welchem Ausmaß und ab wann ein Tätigkeits- und Betretungsverbot in Kraft treten werde. „Corona ist für uns noch lange nicht vorbei“, betont der Vorstand. Sondern auch die allgemeinen Schutzbestimmungen, die zwar für die Bevölkerung auslaufen, bleiben erst einmal für Einrichtungen wie die Stiftung Attl bestehen, darunter Test- und Maskenpflicht. „Außerdem sind die Inzidenzen unter den Mitarbeitenden und den Klienten – so wie im ganzen Landkreis Rosenheim – weiterhin extrem hoch“, so Franz Hartl.

„Die Attler Mitarbeitenden gestalten das Herbstfest zusammen mit den betreuten Menschen für die Gäste aus der Region. Und selbst diejenigen Kollegen, die nicht aktiv im Zelt oder bei den Buden mitarbeiten, leisten ihren Beitrag und fangen die Personalsituation auf den Wohn- und in den Arbeitsgruppen auf“, betont der Vorstand. Allein diese Stundenzahl zu stemmen, könne sich das Attler Führungsteam, zu dem außer dem Vorstand auch alle Unternehmensbereichsleiter*innen gehören, nicht vorstellen. „Wir laufen schon seit zwei Jahren im Ausnahmemodus und sehen noch kein Ende der besonderen Belastungen. Es tut mir im Herzen weh, aber unter diesen unsicheren Umständen können wir derzeit nicht guten Gewissens eine Veranstaltung in dieser Größenordnung planen.“

Sein schlimmstes Szenario war, dass die Stiftung zwar ein Herbstfest veranstalten würde, welches Bewohner*innen aber aufgrund des Infektionsgeschehens oder wegen Personalknappheit nicht besuchen können. „Das geht natürlich gar nicht, denn damit würden wir unserem Auftrag für die Menschen in der Stiftung Attl nicht gerecht werden.“

Das Attler Herbstfest gilt als fünfte Jahreszeit in der Einrichtung. Bei der größten Inklusionsveranstaltung im Landkreis Rosenheim feierten zuletzt 2019 mehr als 15.000 Menschen mit und ohne Behinderung in einer unvergleichlichen Atmosphäre am zweiten Septemberwochenende. Zu den Höhepunkten zählten der traditionelle Bieranstich, der Spielenachmittag, Disco- und bayerischer Abend, Festgottesdienst und Oldtimer-Show am Herbstfest-Sonntag sowie das Kesselfleischessen, die Verlosung der Attler Bio-Sau und die Schultütenübergabe mit Begrüßung der neuen Auszubildenden am letzten Herbstfest-Tag. Auch prominente Schirmherr*innen konnte die Stiftung Attl gewinnen, darunter die Schauspielerin Johanna Bittenbinder, Volkssänger Jürgen Kirner oder Pfarrer Rainer Schießler.

„Ich kenne keine andere Veranstaltung, die den Inklusionsgedanken so unverkrampft lebt wie unser Herbstfest. Es ist einzigartig“, sagt Franz Hartl. Für die Betreuten gab es in den vergangenen zwei Jahren bereits einen internen Ersatztermin, was auch für dieses Jahr geplant ist. „Aber dabei fehlt natürlich der Austausch mit unseren Gästen von außerhalb und das bunte und abwechslungsreiche Treiben, für das unser Herbstfest so beliebt ist.“

Franz Hartl richtet den Blick nun aufs kommende Jahr, in dem die Stiftung Attl ihr 150-jähriges Bestehen feiert. „Die Vorplanungen für die Festakte sind bereits angelaufen, zu denen auch ein Jubiläumsherbstfest als Höhepunkt gehören soll. Ich hoffe sehr, dass die Stiftung dieses dann 2023 ausrichten kann.“  

Birgit Schlinger

Foto: Stiftung Attl